Der Wertverfall der türkischen Lira hat sich in den vergangenen Tagen dramatisch beschleunigt. Investoren befürchten, dass die Probleme in der Türkei eine neue Krise in den Emerging Markets auslösen und vielleicht sogar das Bankensystem der Eurozone zum Wanken bringen könnten. Beim Ausverkauf der Lira handelt es sich aber um ein rein türkisches Phänomen, sagt Michiel Verstrepen, Volkswirt beim Fondsanbieter Degroof Petercam.

Andere Experten sehen das ähnlich. Zwar ist etwa der südafrikanische Rand gegenüber dem US-Dollar auf den tiefsten Stand seit neun Monaten gesunken. Und die wirtschaftlichen Verflechtungen der Eurozone mit der Türkei haben dazu geführt, dass Anleger Risiken abgebaut haben. Diese Marktreaktion war allerdings übertrieben, sagt Emiel van den Heiligenberg, Leiter Asset Allocation bei Legal & General Investment Management (LGIM). "Das Engagement des Euroraums in der Türkei sollte überschaubar sein, und eine ernsthafte Ansteckung der Schwellenländer ist unwahrscheinlich."

Investment-Chancen für Mutige
Bleibt die Frage, wie es weitergeht mit der Lira. Die Mehrheit der Anleger rechnet damit, dass ihr Kurs weiter fällt. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass sich der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan dem Druck der kleinen Unternehmen beugt und einen marktfreundlicheren Kurs einschlägt, urteilt der LGIM-Experte. "Schließlich sind diese Unternehmer wichtige Unterstützer seiner Politik, die unter der Währungsschwäche leiden." Lira-Investments könnten deshalb auf längere Sicht attraktiv sein. (fp)