Beim Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) gehen allmählich die deutschen Bundesanleihen aus, meldet der Fondsanbieter Bantleon. "Bislang hat die EZB stets betont, dass die Umsetzung der Anleihekäufe reibungslos läuft. Aber bei Bundesanleihen wird die Notenbank über kurz oder lang in die Bredouille geraten", sagt Daniel Hartmann, Anleiheanalyst bei Bantleon. Spätestens Anfang 2017 werden keine Bundesbonds mehr vorhanden sein, die für das Programm der EZB taugten, erwartet er.

Aktuell läuft das Anleihekaufprogramm der Notenbank auf Hochtouren: Zwischen Oktober 2014 und Juni 2016 erwarb die Notenbank Rentenpapiere im Umfang von 1.080 Milliarden Euro, derzeit kommen monatlich weitere 80 Milliarden Euro hinzu. Das Programm läuft mindestens bis März 2017.

Bis dahin wird sich das Volumen der Vermögenswerte auf 1.800 Milliarden Euro belaufen. Gut 70 Prozent der Käufe entfallen auf Staatsanleihen. Der Rest entfällt auf gedeckte Schuldverschreibungen, supranationale Anleihen, ausgewählte Unternehmensanleihen (FONDS professionell ONLINE berichtete) und Asset Backed Securities (ABS).

In die eigene Falle getappt
Grund für die Knappheit deutscher Staatsanleihen ist nicht nur, dass Deutschland keine neuen Schulden macht und somit keine neuen Anleihen auf den Markt kommen, schreibt "Die Welt". Die Währungshüter der EZB seien auch in die eigene Falle getappt, denn sie hatten sich für ihr Anleihekaufprogramm starre Regeln auferlegt.

Diese sehen unter anderem vor, dass bei den Käufen die Ländergewichte innerhalb des Euro berücksichtigt werden. Da Deutschland mit rund 26 Prozent den größten Anteil an der Währungsbehörde hält, müssen entsprechend auch am meisten deutsche Staatspapiere gekauft werden. Und es dürfen nur Titel gekauft werden, deren aktuelle Rendite nicht unter dem Einlagensatz für Banken liegt. Dieser wiederum beträgt seit März dieses Jahres minus 0,4 Prozent.

Genau das wird den Notenbankern nun zum Verhängnis: Nachdem die Renditen in den vergangenen Wochen stark gefallen sind, rentieren nun viele Schuldtitel unterhalbb von -0,4 Prozent. Nach Berechnungen des Datenanbieters Bloomberg sind mehr als 60 Prozent aller Bundesanleihen davon betroffen. Sie können also nicht mehr von der EZB gekauft werden. (fp)