Nach der heftigen Reaktion des Goldmarktes auf die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten dürfte die Lage sich in den kommenden Wochen wieder normalisieren, erwartet Thorsten Proettel, Investmentanalyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). "Diese sollte auch zu einem wieder höheren Goldpreis führen", so Proettel. Zwar dürfte die bevorstehende Leitzinserhöhung der US-Notenbank im Dezember sowie der Nachfrageausfall in Indien auf dem Markt lasten. Jedoch dürften auf der anderen Seite politische Risiken wie das Verfassungsreferendum in Italien von Investoren wieder stärker gewichtet werden.

Die Wahl des Republikaners Trump in der vergangenen Woche hat deutliche Spuren beim Goldpreischart hinterlassen. Unmittelbar nach Verkündung des Wahlergebnisses kletterte die Notierung innerhalb weniger Stunden von rund 1.280 US-Dollar bis auf 1.331 US-Dollar. Offenbar löste der Schock über das Wahlergebnis eine verstärkte Flucht in den "sicheren Hafen" Gold aus. Anschließend vollzog sich aber eine radikale Wende, der Preis brach in den nachfolgenden Tagen bis auf 1.212 US-Dollar ein – was einem Rückgang von neun Prozent entspricht.

Trumps Wirtschaftspolitik im Mittelpunkt
"Diese Kehrtwende am Goldmarkt dürfte unter anderem von einem genaueren Blick der Investoren auf die zu erwartende Wirtschaftspolitik unter einem Präsidenten Trump beeinflusst gewesen sein", sagt Analyst Proettel. Im Wahlkampf versprach der Immobilienmogul eine Absenkung der Unternehmenssteuern von gegenwärtig 35 Prozent auf 15 Prozent und eine Erneuerung der Infrastruktur. Beides könnte sich wie ein Konjunkturprogramm auswirken, das der Realwirtschaft zu Gute kommt. Die Konsequenz wäre aber auch eine schneller als bislang ansteigende Staatsverschuldung und somit unter sonst gleichen Umständen ein Renditeanstieg.

Der Preisrutsch bei Gold dürfte durch automatisch ausgelöste Stop-Loss-Orders sowie durch Trendfolgesysteme verstärkt worden sein, sagt Proettel, der im Übrigen seine Preisprognose von 1.450 US-Dollar je Feinunze per Jahresende 2017 aufrechterhält. In den vergangenen Wochen sei ein spürbarer Rückgang der Netto-Long-Position der Spekulanten sichtbar gewesen, sodass ein Wiederanstieg von dem reduzierten Niveau aus möglich wäre. (fp)