Dass Aufsichtsbehörden Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether oder Litecoin eher kritisch gegenüberstehen, ist bekannt. Nun sind die drei führenden europäischen Finanzmarkt-Regulatoren mit einer gemeinsamen Warnung an die Öffentlichkeit gegangen: In ihr machen EBA (Bankenkontrolle), Esma (Finanz- und Wertpapiermarktüberwachung) und Eiopa (Versicherungsaufsicht) auf die erhöhten Risiken beim Kauf virtueller Währungen aufmerksam.

Virtuelle Währungen unterlägen extremen Preisschwankungen, heißt es. Investoren müssten sich bewusst sein, dass es ein hohes Risiko gibt, viel oder das gesamte Geld zu verlieren. Kryptowährungen und die Börsen, auf denen sie gehandelt werden, sind nicht durch EU-Gesetze reguliert. Verschwindet eine der Börsen vom Markt oder wird das virtuelle Geld dem Besitzer gestohlen, wie zuletzt beim Marktbetreiber Coincheck geschehen, gibt es keinen EU-rechtlichen Schutz, der den Verlust decken würde.

Zudem habe man in der Vergangenheit gesehen, dass Plattformen, über die virtuelle Währungen gehandelt werden, immer wieder operative Probleme haben: Nutzer können den gewünschten Betrag nicht zeitgerecht kaufen oder verkaufen. Sinken in der Zwischenzeit die Marktpreise, erleiden Anleger Verluste.

FMA: "Begriff irreführend"
"Schon alleine der Begriff Währung ist irreführend, da sie nur sehr punktuell als Zahlungsmittel akzeptiert werden und völlig unreguliert sind. Virtuelle Währungen sind hochspekulative Produkte, und wir können nur vor einem Investment warnen", erklären die Vorstände der österreichischen Finanzaufsicht FMA, Klaus Kumpfmüller und Helmut Ettl. Die FMA hat am europäischen Warnhinweis mitgearbeitet.

Der Aufruf kommt, nachdem die wichtigste virtuelle Währung Bitcoin von fast 20.000 Dollar im Dezember 2017 auf einen Wert von rund 7.000 Dollar vor einigen Tagen abgestürzt ist. Der Kurs hat sich mittlerweile wieder auf rund 8.500 Dollar erhöht.

"Warnung wichtig, aber oft nicht differenziert"
Selbst Befürworter von Kryptowährungen betrachten die Warnung als wichtig. Johannes Grill, Präsident des Netzwerks Bitcoin Austria, sagte gegenüber FONDS professionell ONLINE: "Man sieht immer wieder, dass Leute hohe Beträge in Kryptowährungen investieren, die vorher als risikoreichstes Investment eine Lebensversicherung hatten. Man muss sich dessen bewusst sein, dass es ein Hochrisikoinvestment ist".

Was ihn jedoch stört ist, dass die Regulatoren in der Vergangenheit dazu geneigt haben, seriöse Kryptowährungen mit offensichtlichen Betrugsmodellen in einen Topf zu werfen. Außerdem führen die Aufrufe der Behörden auch dazu, dass Banken zunehmend ganz legale Überweisungen von Bitcoinanlegern auf das Konto nicht mehr akzeptieren.

Banken verweigern Zahlungseingang am Konto
Es komme zur Zeit wieder vermehrt vor, dass Banken sich weigern, einen Betrag anzunehmen, wenn ein Bitcoinanleger legal einen Teil seines Investments verkaufen und aufs Konto überweisen möchte. Es sei mittlerweile im Gespräch, eine "White List" zu erstellen, auf die seriöse Handelsplattformen gesetzt werden sollen, die strenge Transparenzkriterien erfüllen. Das soll es Banken erleichtern, das Thema Kryptowährungen zu integrieren und gleichzeitig ihre eigenen Regulierungserfordernisse zu erfüllen, so Grill. (eml)