Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch, warnt vor verhängnisvollen Irrtümern bei der Geldanlage. Insbesondere die Frage, welche Anlageregion oder welcher Sektor die besten Chancen böten, sei völlig verfehlt. "Ich halte den Fokus auf Länder, Regionen oder Branchen für brandgefährlich", mahnt Vorndran in einem Artikel. "Das hat mit der Idee, sinnvoll und langfristig zu investieren, rein gar nichts zu tun."

Vorndran verwirft diesen Ansatz als rein vom Marketing getrieben. "Wunderbare Geschichten lassen sich erzählen, über verschiedene Länder, deren Eigenheiten und ökonomischen Vorzüge", führt der Stratege aus. Schließlich sei immer irgendwo auf der Welt etwas los, das berichtenswert sei. "Heldengeschichten und Katastrophen", fasst Vorndran zusammen.

"Raus aus Europa, rüber nach Asien"
Die Regionen- oder Branchen-Narrative dienten vor allem dazu, Handlungsdruck bei den Anlegern zu erzeugen. Diese sehen sich genötigt, bei einem Favoritenwechsel auch ihr Portfolio immer wieder anzupassen. "Raus aus Europa, rüber nach Asien, dann zurück in deutsche Aktien, wenig später in die USA, wegen des US-Dollar, und statt Tech-Werten lieber doch Banken oder, vielleicht noch besser, Versorger, wegen der Dividenden", formuliert es der Flossbach-Experte.

Die Perspektive des Kölner Vermögensverwalters sei eine ganz andere: "Eine gute Anlagestrategie zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass eben nicht permanent darüber geredet werden muss", hält Vorndran fest. "Dass es vor allem um die Qualität der einzelnen Unternehmen geht, ganz unabhängig davon, wo sie beheimatet sind und welcher Branche sie angehören, und um die Frage, ob sie attraktiv bewertet sind an der Börse – oder eben nicht."

"Weltaktien"
Anlegern sollte es vor allem um die Qualität der Unternehmen gehen – und nicht um Herkunft oder Branchenzugehörigkeit, mahnt der Kapitalmarktstratege. "In einer globalisierten, sehr stark vernetzten Welt sind Unternehmen nun mal überall zu Hause – nicht in Zürich, Frankfurt, Detroit, Shanghai oder Moskau." Die Unternehmen des deutschen Leitindex Dax, egal ob Autobauer, Chemie- oder Pharmakonzerne, seien massiv abhängig vom Export und damit der Weltkonjunktur. Somit handele es sich nicht um deutsche, sondern um Weltaktien. (ert)