Für viele Anleger stellen europäische Aktien einen großen Anteil ihrer Vermögensallokation dar. Dabei sind die Begriffe "Europa" und "Eurozone" für viele gleichbedeutend. Das ist aber ein Missverständnis: Denn laut HQ-Trust-Kapitalmarktanalyst Pascal Kielkopf macht diese Unterscheidung unter Umständen viel aus. Anleger sollten bei der Auswahl eines Fonds oder ETFs darauf achten, wo das Produkt genau investiert.

Der Kapitalmarktanalyst hat die beiden Aktienindizes MSCI Europa und MSCI Eurozone genauer unter die Lupe genommen. Während im MSCI Europa Aktien aus allen Industrieländern Europas enthalten sind, fehlen im MSCI-Eurozone-Index definitionsgemäß Unternehmen aus Großbritannien, der Schweiz, Schweden, Dänemark und Norwegen. Unterm Strich führt das zu großen Unterschieden: "Obwohl nur fünf der 15 Länder des MSCI Europa nicht in der Eurozone liegen, beträgt ihr Gewicht am Gesamtindex immerhin 48 Prozent", so Kielkopf. So stellen etwa Großbritannien und die Schweiz zusammen rund 38 Prozent des MSCI Europa, Frankreich und Deutschland zusammen nur 32 Prozent.

Zudem enthalte der MSCI Europa weitaus mehr defensive Werte als der MSCI Eurozone, so Kielkopf: "Während beim MSCI Europa zwar mit Pfund, Franken und Kronen die Fremdwährungsrisiken zunehmen, wird dies durch die defensivere Sektorausrichtung mehr als ausgeglichen." Grund: Im Eurozonen-Index sind vor allem Unternehmen aus zyklischen Branchen hoch gewichtet, der Europa-Index sei dagegen durch große defensive Titel wie Nestlé, Novo Nordisk und Astra Zeneca deutlich ausgeglichener.

Europa-Index punktet mit weniger Risiko
Die Folgen zeigt ein Performance-Vergleich für den Zeitraum von Januar 1988 bis Juli 2023: Während die durchschnittliche Jahresrendite mit rund 8,3 Prozent in der Eurozone und 8,5 Prozent in Europa annähernd gleich ausfiel, wies Europa mit 15,5 Prozent eine deutlich geringere Volatilität gegenüber der Eurozone mit 17,6 Prozent auf. Laut Kielkopf offenbaren sich die Unterschiede vor allem in eher schwachen Marktphasen. Sein Credo: "Auch hier zeigt sich einmal wieder, dass sich breite Diversifikation auszahlt, da mit weniger Risiko langfristig höhere Renditen erzielt werden konnten." (jh)