Vor genau zwanzig Jahren, im März des Jahres 2000, platzte die "Dot-com-Blase" mit einem lauten Knall. Die technischen Revolutionen in der Telekommunikation und der Aufstieg des Internets hatten Anleger scharenweise ins Risiko getrieben und in wenig solide, aber vermeintlich wachstumsstarke Aktien investieren lassen. "Im März 2000 machten sich die ersten Skandale breit", erinnert sich Harald Berres, Portfoliomanager bei Ethenea. "Es stellte sich heraus, dass viele Geschäftsmodelle nicht valide waren und nie Gewinne hätten erzielen können. Der Abstieg der Tech-Szene begann."

Der Ethenea-Mann sieht einige Parallelen zwischen damals und heute. Anders als damals heizen allerdings nicht naive Fortschrittsgläubigkeit und grenzenlose Gier die Nachfrage an, sondern gestandene Institutionen: die Notenbanken, die mit ihrer Niedrigzinspolitik einen Anlagenotstand kreiert und die Aktienmärkte massiv befeuert haben. "Ein langsames Versiegen der Liquiditätsquelle Notenbank in Verbindung mit potenziell steigenden Zinsen stellt eine Gefahr mit nicht absehbaren Folgen für die verschuldete Welt dar", warnt Berres.

Keine Extreme in Sicht
Dennoch rechnet der Portfoliomanager nicht damit, dass ein ähnlicher Crash wie kurz nach der Jahrtausendwende bevorsteht. "Die Ausgangslage ist heute eine völlig andere", sagt er. "Bei genauer Betrachtung hinken die Vergleiche mit 1999 gewaltig." Berres verweist darauf, dass die großen Indizes in Europa und den USA keine extremen Bewertungen aufweisen. Nach der Corona-Korrektur von Ende Februar befinden sie sich historisch gesehen auf einem Mittelwert.

Darüber hinaus sieht der Ethenea-Manager zwar einige bedenkliche Aktien-Spekulationen – "diese sind aber in Summe zu gering, um ausgeprägte Schwankungen an den Börsen zu verursachen", sagt er. Es handele sich um einzelne regionale oder sektorale Phänomene, nicht um den Beginn eines Flächenbrands. Berres' Urteil: "Die seit über zehn Jahren andauernde Börsenhausse – maßgeblich angeführt von Technologieaktien – sollte noch weiteres Potenzial haben. (fp)