Herr Barthels, die Fondsperformance des Ethna-Aktiv war im vergangenen Jahr alles andere als zufriedenstellend. Wo lag das Problem?

Guido Barthels: Ja, das stimmt. Nach der massiven Korrektur an den Aktienmärkten zu Beginn 2016 waren wir nicht schnell genug wieder long im Aktienmarkt und haben somit im Nachhinein die Korrektur der Korrektur verpasst. Die Fed-Entscheidung im Jahr 2015 haben wir als Kaufsignal für Risiko-Assets gesehen. Dass sich die Fed erstmals nach der Finanzkrise wieder in Richtung einer Normalisierung bewegt hatte, haben wir als sehr positiv gesehen. Die negativen Signale waren in den Hintergrund gerückt. Unsere Aktienquote war zum Jahreswechsel 2016 noch hoch. Als dann die Märkte deutlich nach unten korrigierten und die Wahrscheinlichkeit einer globalen Rezession zunahm, sind wir aus dem Markt rausgegangen. Da bei uns der Vermögenserhalt an erster Stelle steht, war dies ein logischer und richtiger Schritt. Diese starke Risikokontrolle hat sich in der Zeit des Brexit-Votums bewährt, und nach dem punktuellen Markteinbruch konnten wir interessante Investitionschancen nutzen. Und auch die jüngste Entwicklung des Ethna-Aktiv verläuft sehr gut und wird durch alle Anlageklassen breit gestützt. 

Haben Ihre Signale keinen Einstieg angezeigt?

Barthels: Nein, erst einmal nicht. Erst die Daten für den März 2016, die im April veröffentlicht wurden, sprachen für einen Wiedereinstieg. Bis dahin hing kurzfristig vieles am Ölpreis, die Schwankungen dort waren enorm, und auch die Aktienmärkte bewegten sich kurz aber heftig nach oben. Wenn man in dieser Phase nicht im Markt geblieben ist, hatte man kaum eine Chance, die liegen gelassene Performance wieder aufzuholen. Danach lief das Jahr allerdings gut. In Anbetracht des bevorstehenden Referendums in Großbritannien und der Gefahr eines Brexits sind wir zunächst vorsichtig geblieben. Dies hat sich ausgezahlt, und die Kursrückschläge haben wir nach dem Brexit für den Wiedereinstieg genutzt. Auch für die Trump-Wahl waren wir zumindest kurzfristig richtig positioniert. Da wir einen Sieg von Trump für möglich hielten, war die Aktienquote niedrig, und im Bond-Bereich setzten wir auf eine lange Duration. Für vier Stunden war das auch genau der richtige Trade. Danach gingen die Aktien durch die Decke und die Renten fielen, weil alle plötzlich nur noch den positiven Aspekt des Trump-Siegs sahen. Das hat sich dann auf die Performance ausgewirkt. Zusammengefasst kann man sagen, dass wir im vergangenen Jahr zu übervorsichtig waren. 

Wie wurde auf das Ergebnis des letzten Jahres reagiert?

Barthels: Natürlich haben wir Konsequenzen aus dem letzten Jahr gezogen. Wir werden uns künftig noch vielseitiger positionieren. Mit einer Aktienquote von 42 Prozent waren wir im Ethna-Aktiv Anfang 2016 zu sehr im Aktienmarkt investiert. Wir befinden uns derzeit in einem Marktumfeld, das innerhalb kürzester Zeit umschlagen kann, und dementsprechend gestalten wir unsere risikoreicheren Anlagen. Zusätzlich wurde unser Team kürzlich um Thomas Herbert, der von Oddo Meriten zu uns gekommen ist, ergänzt. Dieser wird nun gemeinsam mit Simon Oeser und Niels Slikker das Rentenportfolio des Ethna-Aktiv betreuen. Sie unterstützen damit das Team um Luca Pesarini und Arnoldo Valsangiacomo, die sich hauptverantwortlich vorwiegend um die Asset Allocation des Ethna-Aktiv kümmern. Hier liegt auch die große Stärke der beiden. Luca Pesarini hat einfach ein sehr gutes Gespür für die großen Trendwechsel, das hat er auch im Jahr 2008 unter Beweis gestellt. Zum Zeitpunkt der Lehman-Pleite war der Ethna-Aktiv zu etwa 60 Prozent in Cash. 

Es hat in der Vergangenheit immer wieder kritische Stimmen gegeben, die meinten, dass sich Luca Pesarini zu sehr um andere Projekte kümmert und der Ethna-Aktiv darunter leidet.

Barthels: Natürlich ist Luca Pesarini bewusst, dass das Fondsmanagement eine anspruchsvolle und zeitintensive Aufgabe ist, daher haben wir auch ein großes Fondsmanagement-Team, das eine sehr vielschichtige Expertise vereint. 

Das letzte Jahr hat jedenfalls zu deutlichen Abflüssen geführt. Wie sieht der aktuelle Stand beim Fondsvolumen aus?

Barthels: Ja, natürlich haben wir das letzte Jahr gespürt. Wir vermuten, dass gerade Zuflüsse aus 2015 in 2016 wieder abgeflossen sind. Wir haben in der Zeit von 2013 bis 2015 im Ethna-Aaktiv über sieben Milliarden eingesammelt und das Volumen in dieser kurzen Zeit verdoppelt, das stellt das Fondsmanagement natürlich auch vor eine Herausforderung, Wenn man dann die Ziele nicht, wie gewohnt, erfüllen kann, ist die Enttäuschung der Neuanleger verständlicherweise groß. Mittlerweile haben sich die Abflüsse allerdings wieder stabilisiert. 

Wie ist der Ethna-Aktiv denn aktuell ausgerichtet?

Barthels: Die Aktienquote liegt zum 1. März bei etwas über 20 Prozent, wobei die Gewichtung eher in Richtung Europa geht. Auf der Rentenseite, wo eher im US-Dollar veranlagt wird, liegt die Duration im Bereich von zwei bis vier Jahren. Auf der Währungsseite sind wir etwa mit 25 Prozent in Fremdwährungen investiert. Die größte Position macht dabei der US-Dollar mit zwölf Prozent aus. Wir gehen davon aus, dass wir in den USA in diesem Jahr noch zwei Zinsschritte sehen werden. Die US-Aktienmärkte sehen wir eher skeptisch, da wir davon ausgehen, dass Präsident Trump in der zweiten Jahreshälfte doch etwas "entzaubert" wird. 

Vielen Dank für das Gespräch (gp).