Viel Lärm um nichts: Trotz vieler vollmundiger Ankündigungen der US-Administration ist seit dem Amtsantritt des neuen Präsidenten Donald Trump bislang nicht viel passiert, sagt Yves Longchamp, Chefanalyst des Fondsanbieters Ethenea. "Bislang wurde weder die angestrebte historische Steuerreform noch eine Neufassung der Gesundheitsreform von Trumps Vorgänger Obama auch nur im Ansatz veröffentlicht", sagt Longchamp. Auch der Hype um die sogenannte Trumpflation scheine bisher nur genau das zu sein – heiße Luft. Wenn sich der Kapitalmarkt allmählich auf die Fakten besinne, werde das auch für Europäer relevant sein, sagt Longchamp.

Seit der Wahl im November 2016 haben Anleger sich weitgehend auf die positiven Aspekte von Trumps Wahl fokussiert: Etwa auf die angekündigten Infrastrukturmaßnahmen und die angedachte Rücknahme der Bankenregulierungen. "Aus tiefer Depression wurde höchste Euphorie", so Longchamp. In naher Zukunft werde eventuell eine Ernüchterung am Markt eintreten. "Ein großer Teil der jüngsten Marktbewegungen, sowohl bei Aktien wie auch bei Bonds, kann als Vorschusslorbeeren gesehen werden", sagt der Chefanalyst. 

Einen Finger über dem Verkaufsknopf
Für Ethenea bedeute das, momentan "einen Finger über dem Verkaufsknopf für US-Aktien und einen Finger über dem Kaufknopf für US-Dollar-Anleihen" zu haben, erklärt Longchamp. Politische Risiken gebe es aufgrund anstehender Wahlen in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und dem Brexit allerdings auch in Europa. Allerdings sollten Anleger sich vor allem über eine mögliche Wahl von Marine Le Pen zur französischen Präsidentin nicht zu viele Gedanken machen, rät Longchamp: "Man gelangt schnell zu dem Schluss, dass ein großer Teil der Panikmache an den Märkten übertrieben ist und auf Unkenntnis des französischen Wahlsystems beruht." (fp)