Wer mit gutem Gewissen investieren will und auf der Suche nach passenden Investmentkandidaten ist, sollte sich anschauen, welche Firmen bislang gut durch die Coronakrise gekommen sind. "Oft haben Unternehmen, deren Praktiken im Hinblick auf Faktoren der Umwelt, des Sozialen und der Unternehmensführung (ESG) bereits stark waren, die Krise gut gemeistert", erklärt Michelle Dunstan, Leiterin des Bereichs Responsible Investing bei Alliance Bernstein (AB). Der Grund: ESG-bewusste Unternehmen handeln oft besonders vorausschauend.

Verantwortungsbewusstes Agieren im sozialen Bereich zeigte sich zuletzt darin, wie Firmen in der Coronakrise Personalentscheidungen gefällt haben und ob sie ihre Mitarbeiter trotz harter Einschnitte unterstützt haben. Anleger sollten sich auch anschauen, ob die Unternehmensleitung gewillt war, bei ihrer eigenen Vergütung den Rotstift anzusetzen, rät Dunstan. Ein Blick auf die Dividenden und die Rückkaufpolitik in der Krise gibt ebenfalls Hinweise darauf, wie nachhaltig Firmen aufgestellt sind. Nicht zuletzt zählt auch die Frage, ob Unternehmen trotz hoher Unsicherheit weiterhin klimafreundlich wirtschaften und in saubere Technologien investieren.

Investitionen zahlen sich aus
Als Positivbeispiel nennt die AB-Expertin den US-Haushaltswarenhändler Williams-Sonoma. "Das Unternehmen zahlte seinen Angestellten auch nach der Schließung seiner Einzelhandelsfilialen weiterhin Gehälter und Zusatzleistungen und setzte einen Teil der Filialmitarbeiter in der virtuellen Kundenberatung ein", berichtet sie. "Zudem führte es in den Vertriebszentren zusätzliche Maßnahmen zum Gesundheitsschutz ein und zahlte Lohnzulagen an das Personal." So gelang es Williams-Sonoma, seine Mitarbeiter an Bord zu halten und Kunden nach den ersten Lockerungen zurück in die Geschäfte zu locken.

Auch der italienische Energieerzeuger Enel hat zuletzt vieles richtig gemacht. "Er profitierte in der Krise von seinen vorangegangenen Investitionen in erneuerbare Energie und seine Infrastruktur, Werkzeuge und Prozesse", sagt Dunstan. Dank moderner Netzmanagement- und IT-Systeme kann Enel einen Großteil seiner Übertragungs- und Verteilaktivitäten aus der Ferne steuern, ohne Zähler vor Ort ablesen zu müssen. Das erwies sich während des Lockdowns als Vorteil. (fp)