Die Rendite für 30-jährige deutsche Bundesanleihen fiel zum ersten Mal seit 2008 unter den Satz für vergleichbare fünfjährige Anleihen. Die Notenbanker der Europäischen Zentralbank haben die Zinssätze in diesem Monat um einen historischen Dreiviertelpunkt angehoben und ihre Entschlossenheit signalisiert, weitere Schritte – auch um den Preis einer Rezession – zu tätigen. EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel sagte, dass Befürchtungen über eine wirtschaftliche Abschwächung die Zinserhöhungen nicht verzögern sollten. 

Geldmärkte rechnen mit weiteren Zinsschritten
Die relativ stärkere Nachfrage nach Schuldtiteln mit längeren Laufzeiten deutet darauf hin, dass die Anleger davon ausgehen, dass die verschärften Finanzierungsbedingungen das Wirtschaftswachstum bremsen werden, sodass der EZB-Zinssatz in den kommenden Jahren nach oben begrenzt bleiben wird. Die Zentralbank hat die Zinsen bereits um 125 Basispunkte auf 0,75 Prozent für den Einlagensatz angehoben – und die Geldmärkte rechnen mit weiteren Erhöhungen auf fast drei Prozent bis Mitte nächsten Jahres, dem höchsten Stand seit 2008.

Umkehrungen der Renditekurve haben schon oft Rezessionen angekündigt, weil sie das übliche Verhältnis zwischen kurz- und langfristigen Renditen auf den Kopf stellen. Wenn die wirtschaftlichen Aussichten gut sind, werfen Anleihen mit längeren Laufzeiten mehr ab, um dem Risiko Rechnung zu tragen, dass die Inflation die Renditen auffrisst und die Zinssätze mit dem Wirtschaftswachstum steigen. (mb/Bloomberg)