Mit ihrer Onlinebankingplattform George haben Erste Bank und Sparkassen vor zwei Jahren ein Tool herausgebracht, das optisch und technisch dem entspricht, was Digital Natives heute von Online erwarten: Personalisierung, Vernetzung, Interaktion, Autovervollständigung, Datenaufbereitung.

Der Druck auf die nachhinkende Konkurrenz dürfte angesichts einer Aussage von Erste Group Chief Retail Officer Bosek noch steigen: Bei einer Pressekonferenz zum Thema Onlinebanking wurde Bosek gefragt, ob George nicht wie ein Fintech seine Plattform marktübergreifend auch Kunden anderer Institute anbieten könnte. "Sie haben die Möglichkeit richtig erkannt. Aber wir werden das der Konkurrenz nicht über die Medien ausrichten", so Bosek. Immerhin wird bereits verkündet, dass man George-Kooperationen mit anderen Banken außerhalb der Erste-Kernmärkte "andenkt". Konkreter ausgeführt wird das Thema jedoch nicht.

Diese und ähnliche Entwicklungen finden vor allem vor dem Hintergrund der erzwungenen Bankenöffnung durch die Zahlundsdiensterichtlinie PSD 2 statt, die spätestens Mitte Jänner 2018 umgesetzt werden muss: Banken müssen dann Drittanbietern auf Knopfdruck sämtliche Kundendaten zur Verfügung stellen und Zahlungen auslösen, wenn die Kunden es wünschen.

PSD 2 gilt als eine der weitgreifendsten Veränderungen am Bankensektor der vergangenen Jahre. Banken versuchen meist, einer möglichen Konkurrenz durch Fintechs proaktiv zu begegnen, indem sie Fremdservices gleich ihre eigene Plattform integrieren. So auch Erste und Sparkassen: "Wenn ein Fintech einen wirklichen Mehrwert für unsere Kunden bietet, dann soll es künftig im George-Store erhältlich sein. Wir wollen wie der iTunes-Store für das Banking werden", so Bosek.

Osteuropa vor Umstellung
Abgesehen davon steht fest, dass George heuer in Tschechien und in der Slowakei eingeführt werden soll. Rumänien, möglicherweise auch Kroatien und Ungarn, sollen kommendes Jahr folgen, wie Bosek sagt: "Ich hoffe, wir können dann bald fünf Millionen George-User vermelden“. Bis 2020 soll George den 16 Millionen Kunden in allen Erste-Märkten zur Verfügung stehen.

George, das bisher nur in Österreich implementiert ist, habe innerhalb der zwei Jahre seines Bestehens eine Million Kunden gewonnen, darunter seien zuletzt sehr viele Neukunden gewesen, zeigte sich Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank, zufrieden. Bis Herbst dürfte noch ein Schwall folgen: Bis November müssen auch die letzten 450.000 Kunden des alten Netbanking-Dienstes auf George umsteigen. Die mobile Nutzung nehme rasant zu. Mittlerweile sehe man doppelt so viele Logins auf dem Smartphone oder Tablet wie über den PC.

Gleichwohl hat die mobile App noch nicht alle Features der PC-Variante. Man arbeite etwa daran, das Trading-Tool komplett zu übertragen, sagte ein IT-Mitarbeiter am Rande der Veranstaltung zu FONDS professionell ONLINE. Bisher sei via App jedenfalls die gesamte Fondspalette aus dem Erste-Universum zugänglich.  

Man setze bei der Entwicklung weiterhin sehr stark auf die Einbeziehung der User, sagt Schaufler. "Wir haben ein Labor, in dem wir regelmäßig Kundenvorschläge sammeln. Einen der Einmelder haben mittlerweile sogar fix angestellt", so Schaufler. Die wichtigste Maxime bei der Entwicklung: "Man muss alles einfach halten. Was nicht in drei, maximal vier Klicks zu bewältigen ist, ist zu kompliziert". (eml)