Thorsten Proettel, Investmentanalyst bei der LBBW, rechnet für 2017 mit einer Erholung beim zuletzt unter Druck geratenen Goldpreis. Die Gründe dafür sind einer akuellen Analyse der LBBW zu entnehmen. Entscheidend für die Entwicklung von Gold ist vor allem die Rendite von sicheren Anlagen, in erster Linie von US-Staatsanleihen.

Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl führte bekanntlich zu einem Renditeanstieg von Anleihen mit längerer Laufzeit. Der Goldpreis, der sich bereits in den letzten Jahren gegenläufig zur Realrendite in den USA bewegte, brach deshalb ein (siehe Chart). "Sollte Donald Trump als Präsident seine Ankündigungen über Steuersenkungen und Ausgabenerhöhungen in die Tat umsetzen, dann ist ein weiterer Renditeanstieg 2017 bereits vorprogrammiert", schreibt Proettel.

Auf der anderen Seite dürfte sich allerdings die Inflationsrate erhöhen. "Ein Wert von drei Prozent oder mehr Ende 2017 würde nicht überraschen." Vor diesem Hintergrund sei nicht ganz klar, in welche Richtung sich die US-Realrendite in den kommenden Monaten bewegen werde. "Möglicherweise profitiert Gold sogar von steigenden Inflationsraten trotz höherer Anleihenrenditen", meint Proettel. Nichtsdestotrotz dürfte der Verkauf von Gold-ETCs durch institutionelle Anleger in den USA vor dem Hintergrund der Zinserhöhungen vermutlich anhalten und somit weiterhin Druck auf die Notierungen ausüben.

Vollkommen anders sieht laut Proettel die Lage in der Eurozone aus. Angesichts der schwachen Konjunktur im Süden und der ausufernden Bankenmisere in Italien sind baldige Leitzinserhöhungen 2017 sehr unwahrscheinlich. Gold wird deshalb als Anlagealternative voraussichtlich weiterhin attraktiv bleiben. "Kaum zu prognostizieren ist jedoch, inwiefern sich die latenten Risiken auswirken werden."

Trotz Indien: Wieder höhere Nachfrage in Asien
Der Schreck über die Demonetarisierung wichtiger Banknoten sitzt vielen Indern noch tief in den Knochen. 2017 dürfte sich die Goldnachfrage voraussichtlich aber wieder beleben. Ähnliches gilt für China, wobei die Rekordwerte der hohen Goldnachfrage 2010 bis 2013 eher nicht erreicht werden dürften. "In der Summe rechnen wir deshalb für das kommende Jahr trotz des Gegenwindes durch weitere Leitzinserhöhungen in den USA mit einer Erholung des Goldpreises."

Ein Goldpreisanstieg dürfte auch den Silberpreis mitziehen, obwohl Silber grundsätzlich nicht so knapp ist. Auch 2017 wird die Förderung vermutlich weiter ansteigen, während die Einsparmaßnahmen der industriellen Nutzer auch nach dem aktuellen Preisrückgang
nicht wieder beendet werden. Palladium und Platin dürften angesichts von Feinstaubproblemen in Europa und dem Smog in chinesischen Metropolen weiterhin wichtige Rohstoffe für die Fahrzeugindustrie bleiben. Aktuell erscheinen sie relativ günstig, insbesondere vor dem Hintergrund der erwarteten Konjunkturbeschleunigung durch die Präsidentschaft von Donald Trump. Da sich Dieselmotoren im PKW-Bereich aber immer mehr zu Auslaufmodellen entwickeln könnten, sei laut Proettel mittelfristig eine Angleichung der Preise von Platin und Palladium wahrscheinlich. (aa)