Mohamed El-Erian, Ex-Chef des Fondsanbieters Pimco und Chefberater des Versicherungskonzerns Allianz, plädiert im Interview mit "Capital" für einen radikalen Schuldenerlass für klamme Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU). Das sagt er vor allem mit Blick auf Griechenland: "Es kommt der Zeitpunkt, an dem es teurer wird, die Schulden nicht zu erlassen, als sie zu streichen.". Griechenland brauche dringend einen Schuldenschnitt, um wieder wachsen zu können. 

Er sei sich im Klaren darüber, wie unpopulär und schwierig ein Schuldenerlass sei. "Aber setzt man die Schuldenlast in Bezug zur Wirtschaftskraft, dann gibt es einen Grad der Verschuldung, von dem aus es quasi unmöglich ist, wieder herauszuwachsen", so El-Erian. Griechenland sei an diesem Punkt längst angekommen.

Politik ist am Zug
In Gesamteuropa habe die Europäische Zentralbank (EZB) es geschafft, die Angst vor einer Deflation zu vertreiben. "Das aber war nur ein erster Schritt", sagt der Ökonom. Nun sei es Aufgabe der Politik, für nachhaltiges Wachstum zu sorgen. EZB-Chef Mario Draghi werde nicht müde, das zu betonen, sagt El-Erian – und damit habe er vollkommen recht: "Es wird nicht reichen, sich auf die Notenbanken zu verlassen."

Wohin eine dauerhafte monetäre Expansion schlimmstenfalls führt, zeige das Negativbeispiel Japan. Der Theorie nach müssten Anleger bei negativen Zinsen in riskantere und rentablere Produkte umschichten. "Was aber haben die Sparer in Japan gemacht, wo es das Phänomen Nullzinsen schon lange gibt? Sie haben noch mehr gespart und das Geld noch sicherer angelegt, um so gegen die Entwertung zu kämpfen", erklärt El-Erian.

Ein Land, das in seinen Augen vieles richtig macht, ist Kanada: Das Land setze erheblich stärker auf fiskalische als monetäre Impulse. Das Budget, das in diesen Tagen verabschiedet werde, habe starke Mikrokomponenten und einen klaren Fokus auf Innovation. "Das Ganze läuft, während man ein kräftiges Außenhandelsdefizit hat. Das zeigt, was möglich ist, wenn ein politischer Wille da ist." (fp/ps)