Die aktuelle Situation an den globalen Finanzmärkten ist beispiellos, kommentiert Benjamin Melman, Anlagechef bei Edmond de Rothschild Asset Management (EdRAM). Die Weltwirtschaft steht auf unbestimmte Zeit still. Viele Länder haben bereits angekündigt, mit Finanz-Stimuli die Wirtschaft stützen zu wollen – und haben mit weitreichenden Eingriffen in das öffentliche Leben den Kampf gegen das Coronavirus aufgenommen. "Wir können begründet darauf hoffen, dass Europa dank der strikten Maßnahmen eine Verlangsamung der Epidemie herbeiführen kann und der Höhepunkt Ende März oder Anfang April erreicht wird", urteilt Melman.

Zwei Länder verweigern sich bislang allerdings strikten Maßnahmen zur Eindämmung des Virus: Großbritannien und die USA. "Das führt weiterhin zu großer Unsicherheit bei den Investoren", sagt der EdRAM-Experte. Anleger richten ihren Blick jetzt vor allem auf die USA, beobachtet er. Sie warten auf ein Konjunkturprogramm und offensivere Schritte zur Eindämmung der Pandemie. "Falls Washington und London in der Lage sind, durch Gegenmaßnahmen die Ausbreitung des Virus zu stoppen, könnten sich die Märkte beruhigen und sich auf die Frage konzentrieren, wann die Ausbreitung der Epidemie stoppt", sagt Melman.

Der Boden ist noch nicht erreicht
Die Portfoliomanager des französischen Vermögensverwalters halten vorerst an ihrer aktuellen Asset-Allokation fest und gehen in der laufenden Krise bislang nicht auf Schnäppchenjagd. Sie haben Aktien neutral gewichtet und Anleihen untergewichtet. "Erst, wenn die USA und das Vereinigte Königreich zielführende gesundheitliche und wirtschaftspolitische Maßnahmen ergreifen, sind wir bereit, unsere Vermögensallokation zu ändern und die historisch niedrigen Bewertungsniveaus zu nutzen", erklärt Melman. (fp)