"Es gibt wahrscheinlich nicht den einen Grund dafür, aber die größte Verantwortung trägt wohl die Regierung", meint Svedberg. Die allgemeine Wahrnehmung Russlands sei sehr stark durch die westliche Presse geprägt, die eine Verschlechterung der Lage seit Putins Wiederwahl ausgemacht habe. "Wir stimmen zu, dass Russland ein großes Regierungsproblem hat. Dass die Lage aber doppelt so schlimm sein soll wie in anderen Schwellenländern, was der aktuelle Bewertungsabschlag der Märket symbolisiert, können wir nicht erkennen", so der East Capital-Chefvolkswirt.

Neue Haushaltsregeln zur Senkung fiskaler Ölpreis-Abhängigkeit
Russland habe im Gegensatz zu anderen BRIC-Staaten ein robustes Wachstum, hervorragende Staatsfinanzen und eine große und weiter wachsende Mittelschicht. "Wir glauben, dass sich die Dinge ändern – langsam und nicht immer linear, aber dennoch ändern sie sich", ist Svedberg überzeugt. Es gebe in letzter Zeit einige Entwicklungen, die diese Annahme stützen. Die WTO-Mitgliedschaft werde die Wirtschaft stimulieren und gleichzeitig die Reputation verbessern, da sich Russland nun an die gleichen Regeln halten muss wie alle anderen. Die Währungspolitik habe sich schon stark geändert, außerdem werden gerade neue Haushaltsregeln implementiert, die dabei helfen sollen die fiskale Abhängigkeit vom Ölpreis zu senken.

Gründe für vorsichtigen Optimismus bei Korruptionsbekämpfung
Die Korruption sei weiterhin ein großes Problem in Russland, obwohl nicht unbedingt größer als in anderen Schwellenländern. Der Korruptionsabbau sei Ende November weiter in Fahrt gekommen, ein neues Gesetz soll die Einnahmen und Ausgaben von Regierungsvertretern kontrollieren. "Es gibt also Gründe für vorsichtigen Optimismus, weil sich Russland stärker in internationale Institutionen integrieren wird", meint Svedberg abschließend. (mb)

Den vollständigen Kommentar von Marcus Svedberg inklusive Grafiken finden Sie im anschließenden englischsprachigen PDF-Dokument zum Download.