Der digitale Euro soll nach den Plänen der Europäischen Zentralbank (EZB) neben Bargeld und den Bankeneinlagen eine dritte Form von Zentralbankgeld schaffen. Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), fürchtet, dass sich das negativ auf die klassischen Geschäftsbanken auswirken könnte. Entscheidend sei, wer künftig unmittelbaren Zugriff auf digitales Zentralbankgeld bekommt: "Sind es wie bisher nur die Banken oder auch jedes Unternehmen und jeder Bürger? Dann hätten alle ein Konto bei der Zentralbank, und die EZB könnte theoretisch zu einer Geschäftsbank werden", sagt Krautscheid im Interview mit dem Wirtschaftsportal capital.de. Banken könnten damit Kundenschnittstellen verlieren, so die Befürchtung.

Das Misstrauen scheint geweckt – obwohl Krautscheid ebenfalls den Dialog mit der EZB positiv betont: "In unseren regelmäßigen Gesprächen mit EZB und Bundesbank wird nachdrücklich betont, dass die Zentralbank nicht zu einer Geschäftsbank werden will: Die Schnittstelle zum Verbraucher bleibt die Bank, nicht die EZB." Gemeinsam diskutiert wird laut dem Verbandschef auch, wie die Stabilität des Finanzsystems dauerhaft gewährleistet werden kann. Denn er sieht ein weiteres Risiko, wenn Bürger künftig Geld von ihrem normalen Bank- auf das Zentralbankkonto umschichten: "Wenn dies im großen Umfang geschähe, könnte das am Ende die Kreditvergabefähigkeit von Banken beeinträchtigen und eventuell deren Refinanzierung erschweren." Hier gelte es ,wohlüberlegte Lösungen zu finden.

Noch große Ungewissheit
Bei der Entwicklung des digitalen Euros ist es laut Krautscheid entscheidend, ein vertrauenswürdiges, attraktives und preisgünstiges System zu schaffen. Noch steht nicht fest, welche technologische Basis die EZB verwenden wird. Hier mahnt Krautscheid, die Banken frühzeitig einzubinden, damit sie für ihre Kunden entsprechende Lösungen zur Vernetzung entwickeln können. (fp)