Bundesbank-Chef Jens Weidmann betreibt Erwartungsmanagement beim digitalen Euro. Wie eine solche Währung aussehen könnte, sei bisher nur vage zu erkennen, sagte er laut der Nachrichtenagentur Reuters auf einem gemeinsamen Symposium der Deutschen Bundesbank und der chinesischen Zentralbank. Sie werde "womöglich kein Alleskönner sein", erklärte er. Weidmann stellte die Möglichkeit einer schrittweisen Einführung in den Raum, bei der der E-Euro zunächst nur eine eingeschränkte Reihe von Funktionen haben könnte.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will während einer zweijährigen Untersuchungsphase entscheiden, welche Kerneigenschaften eine digitale Gemeinschaftswährung haben sollte. Bis diese dann tatsächlich an den Start geht, könnten insgesamt fünf Jahre vergehen. Die EZB steht unter Zugzwang: China ist bei der Einführung einer Digital-Devise bereits weit fortgeschritten. Auch internationale Konzerne bringen zum Teil eigene Cyber-Währungen auf den Markt, etwa Facebook mit Diem.

Wie viel ist zu viel?
Weidmann hat mit seinen Worten zum E-Euro das Kernproblem der noch nicht einmal existenten Währung angesprochen: Was genau sie eigentlich können soll. Bietet sie keinen Mehrwert gegenüber bestehenden Bezahloptionen, haben die Bürger des Euroraums keinen Grund, sie zu verwenden. Kann der Digi-Euro dagegen zu viel, wird er gar zu einer Alternative zu Bankeinlagen, droht die EZB den Geschäftsbanken auf ihrem ureigenen Terrain Konkurrenz zu machen. (fp)