Die DZ Bank hebt ihre Prognose für den deutschen Leitindex Dax von 16.000 auf 16.500 Punkte zum Jahresende an. "Sowohl deutsche als auch andere europäische Großunternehmen haben die Analysten-Erwartungen in der aktuellen Berichtssaison übertroffen. Das gilt insbesondere für Hersteller von Automobilen, Luxusgütern und Sportartikeln", sagt Sven Streibel, Chef-Aktienstratege der DZ Bank. Für noch höhere Kursziele brauche es aber weitere wirtschaftliche Impulse. Für den S&P 500 sieht der Experte ebenfalls Aufwärtspotenzial trotz einer erwarteten US-Konjunktureintrübung. Er prognostiziert zum Jahresende 4.300 Zähler. Der Tech-Sektor sollte weiterhin unterstützt bleiben, bei Banken und Realwirtschaft sieht der Analyst Nachholpotenzial. 

Unterschiedliche Gründe für Aktienrally in Europa und den USA
Die Hintergründe der Aktienrally in Europa und den USA seien grundverschieden und sollten auf ihre eigene Art und Weise auch die Kursentwicklung im zweiten Halbjahr bestimmen. Europäische Aktien hängen nach den Worten Streibels maßgeblich von Chinas wirtschaftlichem Aufschwung ab, in den USA müssten Bewertungsabschläge von Realwirtschaft und Banken abgebaut werden. Eine Renaissance der großen US-Tech-Unternehmen habe den breiten Markt angetrieben. Dieser Trend werde nun in Frage gestellt.

"Wir erachten allerdings die bisherige Kursentwicklung als fundamental begründet, schließlich gibt es auf beiden Seiten des Atlantiks eine Menge Nachholbedarf nach der Erosion im Jahr 2022", so der Aktienexperte weiter. Bis zum Jahresende sieht er noch etwas Luft nach oben, "für die USA ein bisschen mehr, für Europa etwas weniger". Ohne neue wirtschaftliche Impulse dürfte die Entwicklung aber an Schwung verlieren, sodass auf breiter Ebene die zyklischen Sektoren dann wohl den defensiven Branchen Vorrang geben könnten. Die Makrorisiken würden allerdings weiterhin für Volatilität sorgen, temporäre Kursrücksetzer seien nicht auszuschließen. "Dennoch bleiben wir optimistisch für europäische Zykliker gestimmt, in den USA sollten mit abnehmendem Zinsdruck die defensiven Sektoren profitieren", sagt Streibel. (fp)