Ein "Brexit", also ein Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU), ist für die Kapitalmärkte in Europa eines der größten politischen Risiken, erklärt die DZ Bank. Auch der deutsche Aktienmarkt dürfte demnach im Falle eines Brexits kurzfristig unter Druck geraten, weil beim Eintritt eines negativen oder positiven Ereignis am Aktienmarkt üblicherweise ein Überschießen der Kurse nach unten beziehungsweise oben zu beobachten ist.

"Dies liegt daran, dass zunächst oft unklar ist, was das Ereignis langfristig für fundamentale Auswirkungen hat und viele Investoren daher zunächst aus dem Risiko gehen und Aktien verkaufen", so die DZ Bank. Ein deutlicher Rücksetzer des deutschen Leitindex Dax innerhalb kurzer Zeit sei im Falle eines Brexits durchaus möglich, wenngleich dies eine übertriebene und vom Sentiment getriebene Reaktion wäre.

Die Briten wollen spätestens nächstes Jahr über einen möglichen Austritt aus der EU abstimmen. Premier David Cameron könnte, basierend auf den jüngsten politischen Entwicklungen in Großbritannien, das Referendum theoretisch aber jederzeit ausrufen. Das Referendum würde dann 16 Wochen später abgehalten. Die gesamtwirtschaftlichen und politischen Folgen eines möglichen Brexits wären durchaus gravierend, so die DZ-Bank-Analysten.

Direkte Folgen verkraftbar
Langfristig entscheidend sei, welche Auswirkungen ein Brexit auf die fundamentale Entwicklung der Unternehmensgewinne hat. "Wir schätzen, dass die Dax-Unternehmen im Jahr 2014 direkt weniger als fünf Prozent der Umsätze in Großbritannien erzielt haben", heißt es dazu. Es dürften zwischen 2,5 und vier Prozent sein. Daher erscheint eine maßgebliche Reduktion – also ein Rückgang zwischen fünf und zehn Prozent – des fairen Wertes beim Dax, den die DZ-Bank-Spezialisten unverändert auf 11.200 Punkte taxieren, im Falle des Brexits unmöglich. "Dies ginge rechnerisch nur, wenn die gesamte Nachfrage aus Großbritannien ersatzlos wegfallen würde, was aus unserer Sicht sehr unwahrscheinlich erscheint. Die direkten Folgen scheinen also verkraftbar", so die DZ Bank. (fp)