Anleger sollten auch in Zukunft auf Aktien als Absicherung gegen Inflation setzen, empfiehlt die DZ Bank. Ihr Chefanlagestratege Christian Kahler hat sich die historischen Kursentwicklungen einmal genau angesehen – immer vor dem Hintergrund verschiedener Inflationsphasen. Das Ergebnis: Deutsche Aktien konnten der Analyse zufolge in den vergangenen 50 Jahren inflationsbereinigt jährlich um sechs Prozent zulegen, nominal um 8,3 Prozent.

Die realwirtschaftliche Erklärung: "Unternehmen mit Preissetzungsmacht oder Value-Charakter, Immobiliengesellschaften sowie Firmen, die nicht beliebig vermehrbare Rohstoffe besitzen, dürften eine erhöhte Resistenz gegen Inflation aufweisen", so Kahler. Auch Titel, die regelmäßig eine hohe und sichere Dividendenausschüttung vornehmen, gehörten in das Auswahluniversum.

Doch der erhoffte Inflationsschutz funktioniert längst nicht immer. Insbesondere in Zeiten sehr hoher Teuerungsraten versagt die Inflations-Immunisierung, wie Kahlers Untersuchung zum amerikanischen Aktienmarkt für den Zeitraum 1871 bis 2008 zeigt. "Die Resistenz
von Aktien zeigt sich in Zeiten gemäßigter Inflation, nicht aber während eines stagnierenden
oder negativen Wirtschaftswachstums", so sein Fazit.

Um das zu veranschaulichen, hat Kahler historische Verbraucherpreisdaten aus den USA mit den simultan erreichten Aktienrenditen verglichen. Die auf den ersten Blick leicht gewöhnungsbedürftige Grafik oben zeigt für jedes Jahr seit 1871 in aufsteigender Reihenfolge (von Deflaton bis zur Hyperinflation) den Zusammenhang zwischen Teuerungsrate und Börsenperformance in den USA, basierend auf Rohdaten der Yale Universität – mit verblüffendem Ergebnis.

Die Jahre, in denen die Preise für Konsumgüter und Dienstleistungen in den Vereinigten Staaten stark rückläufig waren (Deflation), waren im Durchschnitt auch schlechte Jahre für den Aktienmarkt, mit bis zu 43% Wertverlust in der Spitze (1931). Auch in Jahren hoher Inflation (größer acht Prozent) entwickelten sich US-Aktien im Vergleich mit den anderen Phasen nur unterdurchschnittlich (7,2% pro Jahr versus 9,4% per annum).

Weshalb selbst explodierende Teuerungsraten bisweilen negativ auf Aktien wirken können, erklärt Kahler so: "Die Profitabilität geht zurück, weil die Fertigungskosten steigen und nicht sofort auf den Kunden umgelegt werden können. Zusätzlich verlangen Investoren in Phasen einer Inflation oder Inflationsunsicherheit eine höhere Risikoprämie". Entsprechend sinken die fairen Werte der Aktien. Investoren könnten deshalb in Zeiten stark anziehender Inflation andere Investments bevorzugen, zum Beispiel Immobilien oder Edelmetalle. 

Inflation: Kein neues Thema für die Märkte – aber für manchen Anleger
Eine Phase hoher und andauernder Inflation wäre für die Aktienmärkte allerdings kein wirklich neues Thema. In den Jahren 1916 bis 1920 und 1973 bis1982 sei es in Deutschland zu galoppierenden Preisanstiegen gekommen. In Deutschland betrug der Preisauftrieb seit der Währungsreform 1948 pro Jahr 2,3 Prozent: "Legt man diesen historischen Preisauftrieb auf die Zukunft um, werden die Bürger real gemessen in 30 oder 50 Jahren die Hälfte beziehungsweise 68 Prozent der heutigen Kaufkraft des Euros eingebüßt haben", so Kahler. Die Inflation sei damit einer der wichtigsten Gegner, die vom Anleger im Zaum gehalten werden müssen. (fp/ps)