Es gab eine Zeit, da konnten sich US-amerikanische Unternehmen darauf verlassen, dass ihre internationalen Geschäfte langfristig durch bi- oder multilaterale Verträge abgesegnet waren. Dann geriet US-Präsident Donald Trump mit China einander – und nun kann die Lage von einem Tag auf den anderen kippen. Das zeigte sich zuletzt vor einigen Tagen besonders eindrucksvoll. "Am 17. August sah man das Handelsabkommen 'auf gutem Weg‘ und Donald Trump lobte China dafür, ihn mit seinen Käufen 'glücklich machen zu wollen‘. Nur einen Tag später verkündete er jedoch, keine Lust mehr auf ein Gespräch mit China zu haben", sagt Elke Speidel-Walz, Ökonomin beim Vermögensverwalter DWS.  

Für China ist das Handelsabkommen mit den USA indes nur ein Nebenkriegsschauplatz. "Die umfangreichen Sanktionen gegenüber chinesischen Telekom- und Technologie-, und jüngst auch Internetunternehmen richten für China einen weit größeren Schaden an als potenzielle neue Strafzölle", sagt Speidel-Walz. Der Anreiz Pekings, Trump nun mit höheren Importen politisch zu unterstützen, dürfte gering sein – insbesondere, wenn ab Mitte September einige Sanktionen auch wirklich umgesetzt werden sollten.

Risiken bleiben hoch
Für die Finanzmärkte bedeutet all dies steigende Risiken. Peking könnte doch noch mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren und der Handelsstreit so in die Verlängerung gehen. "Generell setzt sich die Entkopplung der beiden größten Volkswirtschaften damit fort, wir glauben zum Schaden beider und der restlichen Welt", sagt die Ökonomin.

Zwar ist in den USA der Anteil der Exporte am Bruttoinlandsprodukt mit 12,2 Prozent gering, doch die Unternehmen des US-Aktienindex S&P 500 erzielen im Schnitt fast die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland. Einige Konzerne setzen in China gar mehr um als in den USA. "Sie dürften ihre Lobbyarbeit in Washington unabhängig vom Wahlausgang weiter auf Hochtouren laufen lassen", glaubt die Expertin. Dass sie damit Erfolg haben werden, hält sie aber für unwahrscheinlich. (fp)