Fast genau auf den Tag vor zehn Jahren, am 9. März 2009, endete der letzte Bärenmarkt in globalen Aktien. Seitdem konnten Aktienanleger beachtliche Renditen erzielen. Wie beachtlich, haben die Experten der DWS ausgerechnet: Legt man den amerikanischen Leitindex S&P 500 zugrunde, so stiegen die Aktienkurse um 312 Prozent oder 15,25 Prozent pro Jahr. Bis zum September 2018, als der S&P 500 ein neues Rekordniveau von 2.930 Punkten erreichte, hat der Index sogar um 333 Prozent zugelegt. Nicht nur Rendite war beispiellos, auch die Länge der Aufwärtsbewegung sucht in der Geschichte ihresgleichen.

Im folgenden Chart vergleicht die DWS den Bullenmarkt, der 2009 begann, mit vergangenen Bullenmärkten. "Betrachtet man die Historie vor 2009, so lassen sich mehrere Beobachtungen machen: In den 1930er Jahren befanden sich Aktien auf einer wilden Berg- und Talfahrt, die mehrere Bullenmärkte umfasste, die im Durchschnitt aber nur ein halbes Jahr dauerten", heißt es in der Kurzstudie. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Dauer auf durchschnittlich vier Jahre. Seit 1990 dauerten Bullenmärkte im Durchschnitt sogar länger als acht Jahre.

Prolongation der Bullenmärkte in den letzten Jahrzehnten
 

Quelle: Bloomberg, DWS; Stand 28. Februar 2019

Was könnte die zunehmende Dauer der Bullenmärkte erklären? Zum einen erstreckten sich die letzten beiden Konjunkturzyklen in den USA wie auch in vielen anderen Industrieländern über einen ungewöhnlich langen Zeitraum. "Das könnte durchaus strukturelle Gründe haben", heißt es auf DWS-Seite. Als mögliche Ursachen kämen eine effizientere Lagerhaltung oder die sinkende Bedeutung des Sekundär- sowie steigende Bedeutung des Tertiärsektors in Betracht – also die Zunahme der Dienstleistungen.

Negatives Überraschungsmoment
Ein anderer, eher besorgniserregender Faktor könnte ebenfalls dazu beigetragen haben, dass die Bullenregimente immer länger dauern: "Seit dem Crash von 1987 setzen die Märkte zunehmend auf die Hilfe der Geldpolitik, wenn etwas schief zu laufen droht", erläutern die DWS-Spezialisten. Dieses Konzept werde auch als "Fed-Put" bezeichnet. "Die Generation, die das Leben vor dem Fed-Put noch aktiv als Investoren erlebt hat, verabschiedet sich zunehmend in den Ruhestand. Bekannt ist jedoch, dass der letzte Bärenmarkt mit Beginn der großen Finanzkrise begann. Das kann aber auch zu einer trügerischen Sicherheit beitragen – im Nachhinein scheint es nur allzu offensichtlich, wie und warum es zur Krise kam."

Oft täten Rezessionen und Bärenmärkte den Marktteilnehmern diesen Gefallen leider nicht: Sie neigten dazu, Zentralbanker, Ökonomen und Investoren zu überraschen. "All dies spricht für eine gewisse Vorsicht. In den USA und insbesondere in der Eurozone sind die Spielräume für eine konventionelle Geldpolitik sehr begrenzt. Die Frage bleibt offen, wie gut sogenannte unkonventionelle Instrumente der Geldpolitik das nächste Mal funktionieren werden. Und selbst wenn es den Zentralbanken gelingen sollte, Wirtschaft und Märkte erneut zu retten, könnte es in der Zwischenzeit durchaus ungemütlich werden", meinen die DWS-Experten. (kb/ps)