Die Bewertungsdifferenz zwischen Substanz- und Wachstumswerten wird durch die Coronakrise tendenziell noch größer, zeigen Berechnungen der DWS. Seit 2007 schneiden Growth-Aktien besser ab als Value-Titel, angeführt von US-Technologiewerten. Auch wenn Substanzaktien zuletzt tageweise outperformt haben, bleibt dieses Ungleichgewicht doch im Großen und Ganzen bestehen. So haben europäische Bankaktien – exemplarisch für Value-Titel – im laufenden Jahr bislang rund die Hälfte ihres Wertes eingebüßt. US-Technologieaktien hingegen liegen mehr als fünf Prozent im Plus.

Die herbe Diskrepanz zwischen Tech- und Bank-Titeln ist kein Ausreißer. Die Börsenrally der vergangenen Wochen wurden vorwiegend von Sektoren getragen, die auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ohnehin zuvor schon teuer waren, stellen die DWS-Experten fest. Günstige Sektoren wurden dagegen weiterhin gemieden. In Börsenkreisen sagt man, Verliererbranchen seien "cheap for a reason", also aus gutem Grund billig. So einfach ist es aber derzeit wohl nicht.

Wette nicht gegen Tech-Giganten
Die DWS-Analysten fragen sich, wie es sein kann, dass einzelne Sektoren durch die Decke gehen, während um sie herum alles zusammenbricht. Und warum Titel aus den USA hervorragend abschneiden, obwohl die Vereinigten Staaten erst im Jahr 2022 wieder dieselbe Wirtschaftsleistung erreichen dürften wie im vergangenen Jahr. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. 

Klar ist: Ein rasanter Wirtschaftsaufschwung ist derzeit nirgendwo zu beobachten. Das könnte allerdings erklären, warum Substanzwerte weiterhin schwach laufen und Growth-Aktien gut. Die Rally am Aktienmarkt fußt nämlich mithin nicht auf guten Wirtschaftsdaten. In solch ungewöhnlichen Zeiten halten sich laut DWS viele Anleger an den Rat: "Wette nicht gegen die Fed oder gegen große Technologiewerte." (fp)