Nach einem Einbruch in noch nie gesehenem Tempo durch die Covid-19-Pandemie wird sich die Wirtschaft ebenso rasant erholen – auch nach dem zweiten Lockdown. Dies sagte Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der DWS, bei der Präsentation des Marktausblicks für 2021 der Fondstochter der Deutschen Bank. In weniger als drei Jahren werde die weltweite Wirtschaftsleistung das Vorkrisenniveau erreichen. Nach der Finanzkrise 2008 benötigte die Erholung sieben Jahre.

Für das kommende Jahr rechnete der Investmentstratege mit einer Fortsetzung der Erholungsrally. So sei nach dem Abstimmungserfolg von Joe Biden bei den Wahlen zum US-Präsidenten ein stabiles politisches Umfeld in Aussicht. Da Biden sich wohl aber nicht auf eine Mehrheit im Kongress stützen könne, seien radikale Veränderungen der Wirtschaftspolitik unwahrscheinlich. Die US-Wirtschaftspolitik werde aber unter anderem zu einem regelbasierten multilateralen Handelsregime zurückkehren.

"Kaum Raum für Fehlschläge"
Weitere Sicherheit für die Finanzmärkte gebe die Verfügbarkeit von Impfstoffen. "Der Markt preist aber einen schnellen Zeitplan für Impfungen ein. Da gibt es kaum Raum für Fehlschläge", warnte Kreuzkamp. Dennoch ging der DWS-Stratege von guten Aussichten für Aktien, Anleihen und Immobilien aus. So sah er insbesondere Chancen bei Aktien aus Asien im Vorteil, da die stark exportorientierten Länder von einem wieder auflebenden Außenhandel profitierten dürften.

Im Rentensegment verwies Kreuzkamp auf Schwellenländerbonds, auch hier mit einem Fokus auf Asien. Zudem sah er attraktive Renditen bei Unternehmenspapieren. Die Nachfrage dürfte hoch bleiben, gerade von den Notenbanken, die ihre Käufer ausweiten würden. Zudem werde das Angebot knapper. Weiterhin sah er bei bestimmten Immobiliensegmenten Potenzial. So würden sich Wohn- und bestimmte Gewerbehäuser gut entwickeln. Büroflächen seien nach dem Eindruck der Pandemie hingegen nicht gefragt.

"Höhere Risiken in Kauf nehmen"
Grundsätzlich erwartete Kreuzkamp mit einer Verlängerung der Niedrigzinspolitik. Auch der Abbau der Staatsschulden werde sich deutlich langwieriger gestalten. Dies könne so manchen öffentlichen Haushalt in Bedrängnis bringen. Doch letztendlich könnten die Hürden genommen werden, auch in angeschlagenen Staaten wie Italien. "Italien wird nicht den griechischen Weg einschlagen", betonte Kreuzkamp. Dennoch würden langfristig gesehen die Risiken an den Finanzmärkten zunehmen, warnte der DWS-Stratege. "Anleger müssen immer höhere Risiken und Schwankungen in Kauf nehmen, nur um eine Rendite von drei Prozent zu erzielen." (ert)