Im April kamen die negativen Nachrichten im Multipack: hohe US-Inflation, enttäuschte Zinshoffnungen, geopolitische Spannungen. Sowohl die Aktien- als auch die Rentenmärkte reagierten mit Kursverlusten. "Für eine Entwarnung ist es momentan noch zu früh, wir erwarten weiterhin unruhige Aktienmärkte", sagt Björn Jesch, globaler Anlagechef der DWS. Dennoch ist er grundsätzlich zuversichtlich, und die jüngste Marktentwicklung scheint ihm Recht zu geben.

Viele für die Kapitalmärkte wichtige Fragen sind nach Jeschs Meinung nach wie vor offen. Etwa: Haben wir schon alle Auswirkungen höherer Zinsen gesehen? Kommt die Inflation erneut in Schwung? Wird die US-Notenbank Fed die Zinsen dieses Jahr überhaupt noch senken? Werden die geopolitischen Spannungen noch weiter zunehmen? Diese Gemengelage habe auch dazu geführt, dass Anleihen noch nicht gut gelaufen seien.

Anleihen und Aktien könnten von Zinssenkungen profitieren
Jesch ist dennoch grundsätzlich zuversichtlich. Er glaubt, dass es der US-Notenbank Fed und der EZB gelingen wird, die Inflation ausreichend einzudämmen, um dieses Jahr den Zinssenkungszyklus einleiten zu können. "Das sollte den Anleihekursen etwas Aufwärtspotenzial verschaffen", so Jesch. Die Aktienmärkte wiederum seien, verglichen mit Anleihen, recht teuer. Die Risikoprämien für Aktien lägen auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie Ende der 1990er Jahre. "Ein weiterer Anstieg der langfristigen Anleiherenditen wäre ein Risiko für die Aktienmärkte. Davon gehen wir momentan aber nicht aus", so Jesch.

Auch die bislang vorliegenden Unternehmensergebnisse des ersten Quartals stimmen ihn positiv. "Wir gehen davon aus, dass die Unternehmensgewinne 2024 und darüber hinaus wachsen werden und erwarten ein Gewinnwachstum von vier Prozent für Europa und von acht Prozent für die USA", sagt Jesch. Weitere positive Faktoren: Künstliche Intelligenz treibe ein zweistelliges Gewinnwachstum im IT- und Kommunikationssektor. Zudem könnte im zweiten Quartal der Gegenwind durch die Reduzierung der Lagerbestände abflauen. (jh)