Die Millionen der Camorra: Bisher größtes Euro-Fälschernetz gesprengt
Ermittler in mehreren Ländern Europas haben ein von Italien ausgehendes kriminelles Netzwerk mit Verbindung zur Camorra gesprengt. Es soll für rund ein Viertel aller gefälschten Euro-Noten verantwortlich sein, die sich im Umlauf befinden.
Italienische Carabinieri und eine Falschgeld-Spezialeinhalt haben am Mittwoch (15. Juli 2020) in einer umfassenden Aktion gegen die organisierte Kriminalität 44 Verdächtige verhaftet und Vermögenswerte im Wert von acht Millionen Euro eingefroren. Zu den beschlagnahmten Vermögenswerten gehörten 50 Wohnungen, acht Geschäftsräume, zwei landwirtschaftliche Betriebe, zehn in verschiedenen Sektoren tätigen Unternehmen, zwölf Fahrzeuge, ein Luxusboot und 22 Bankkonten.
Es wird angenommen, dass das Täternetzwerk im Laufe der Jahre mehr als drei Millionen gefälschte Banknoten mit einem Gesamtwert von über 233 Millionen Euro produziert und in Umlauf gebracht hat. Das entspricht einem Viertel aller seit Einführung des Euro in Umlauf befindlichen gefälschten Euro-Banknoten, heißt es bei der europäischen Strafverfolgungsbehörde Europol. Es dürfte sich Europol zufolge um das größte Banknoten-Fälschungsnetz handeln, dass seit dem Start der europäischen Gemeinschaftswährung je ausgehoben wurde.
20 Jahre "Erfahrung"
Der Kopf hinter der kriminellen Vereinigung ist seit mehr als 20 Jahren an Währungsfälschungen beteiligt. Er hatte nicht nur das gesamte Netzwerk für die Herstellung von gefälschten Euro und anderen Währungen aufgebaut, sondern auch deren Verbreitung auf dem europäischen Markt organisiert. Die Untersuchung ergab Verbindungen zur italienischen Camorra.
Nicht näher definierte Maßnahmen gab es laut Europol außer in Italien auch in Frankreich und Belgien. Die Ermittlungen hatten bereits im Oktober 2017 begonnen, als in der italienischen Stadt Benevento 50-Euro-Banknoten auftauchten. Die Fälschungen waren laut den Angaben der Ermittler von sehr hoher Qualität.
41 Millionen Euro in Fässern versteckt
Bereits im Februar 2018 hatten vorangehende Ermittlungen zur Beschlagnahmung von fast 450.000 gefälschten 50- und 100-Euro-Banknoten mit einem Gesamtnennwert von 41 Millionen Euro geführt, die in Fässern versteckt waren. Im Juli 2018 wurde in der italienischen Provinz Lombardei ein illegaler Münzladen für 50-Cent-Münzen hochgenommen und vier Verdächtige festgenommen. (eml)
