575.000 Mitarbeiter in 73 österreichischen börsenotierten Unternehmen erwirtschafteten im Jahr 2022 gemeinsam einen Umsatz von 173 Milliarden Euro. Das geht aus einer Analyse der deutschen Kapitalmarkt-Plattform Going Public in Kooperation mit AfU Research hervor. Im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt von 2022 würde damit auf Österreichs Börseunternehmen rund 38 Prozent der Wirtschaftsleistung entfallen. Unter dem Strich bleibt den Unternehmen ein kumulierter Gewinn von 17,5 Milliarden Euro.

Entnimmt man der Studie weitere Zahlen als Grundlage für Fundamentalberechnungen, ergibt sich eine enorme Unterbewertung im Vergleich zu anderen Indizes oder Märkten: So lag der kumulierte Börsenwert der österreichischen Unternehmen laut den Autoren Ende September bei rund 120 Milliarden Euro – was ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von nur 6,8 bedeuten würde; es dauert nur knapp sieben Jahre, bis der Gewinn den Aktienkurs "hereingeholt" hat. Beim Eigenkapital weisen Österreichs Börseunternehmen 154 Milliarden Euro aus, was wiederum ein extrem günstiges Kurs-Buchwert-Verhältnis von nur 0,78 ergeben würde.

Gesetzlicher Markt dominiert
Untersucht wurden 73 börsennotierte Emittenten. Davon notieren fast 80 Prozent – nämlich 58 Unternehmen – in den gesetzlichen Marktsegmenten (Prime Market, Standard Market). Zehn notieren in den börsenregulierten Segmenten (Direkt Market, Direct Market Plus), und fünf haben ihre Hauptnotiz im Ausland.

Das börsenregulierte Segment (Freiverkehr), das mit zehn Emittenten in Österreich noch eine kleine Rolle spielt, kann als Einstiegssegment betrachtet werden. Die Autoren der Studie betonen, dass hier einiges an Potenzial liege, weitere Unternehmen an die Börse heranzuführen. Zum Vergleich: In Deutschland notiert gut die Hälfte der Börsenunternehmen im gesetzlichen Markt, während der sehr große Rest im Freiverkehr handelt.

Viele sehr große Unternehmen
Verhältnismäßig groß ist in Wien die Zahl der Large Caps mit über einer Milliarde Euro an Börsenwert: Es sind 28, während es in Deutschland, wo zum österreichischen Vergleich oft der Faktor zehn angesetzt wird, lediglich rund 160 sind.

Überrascht zeigten sich die Studienautoren darüber, dass sich unter den österreichischen Emittenten die seit 2004 mögliche Europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea, SE) anders als in Deutschland nicht durchgesetzt hat. Nur die Wiener Privatbank und der Baukonzern Strabag firmieren als SE, während es in Deutschland 125 von 804 Unternehmen sind. Die SE soll als europaweit anerkannte Rechtsform das EU-weite Tätigwerden erleichtern und gilt gegenüber der AG als flexibler bei der Gestaltung der Leitung oder der Mitarbeitermitbestimmung. Sie wird in Europa sehr häufig von Familienunternehmen genutzt.

Inhaberaktien dominieren
Eine Besonderheit sind auch die dominierenden Inhaberaktien (anonym übertragbar), während die Namensaktie (Name des Aktionärs bekannt) in Österreich laut den Angaben kaum verbreitet ist (fünf Unternehmen versus 194 in Deutschland). "Schlagende Argumente für die Namensaktie sind im digitalen Zeitalter die besseren Möglichkeiten der direkten Aktionärskommunikation sowie die weitgehende Unabhängigkeit von Intermediärsketten und den damit zum Beispiel verbundenen Datenschutzauflagen. So nutzen in Deutschland inzwischen über 50 Prozent der Unternehmen im Dax (22 von 40) die Namensaktie", heißt es. (eml)