Sechs Monate lang befanden sich deutsche Anleger in einem wahrhaftigen Goldrausch: Laut Daten des World Gold Councils haben sie allein im ersten Halbjahr 2020 satte 83 Tonnen Gold in Form von Barren und Münzen gekauft. Das ist ein Plus von knapp 120 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Doch nun scheint sich bei den Deutschen eine gewisse Vorsicht einzustellen. Laut Daten des Edelmetall-Onlinehändlers Bullionvault ging der Gold-Investor-Index für Deutschland von 67,0 Punkten im Juni auf 61,4 im Juli zurück. Zum Vergleich: Der Gold-Investor-Index exklusive Deutschland fiel von Juni auf Juli von 59,5 auf 57,5. Die Anzahl der Erstkäufer sank im Juli in Deutschland um 26,5 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der letzten zwölf Monate, in Frankreich um 19,3 Prozent und in Italien um 20,9 Prozent.
 
Adrian Ash, Leiter des Research-Bereichs beim Edelmetallhändler BullionVault, erklärt sich das Verhalten wie folgt: "Die aktuellen Preise laden Goldanleger dazu ein, Gewinne mitzunehmen. Keine anderen Anleger waren so gut auf die Gelegenheit vorbereitet wie die deutschen." Die unterschiedliche Nachfrage im Juli sei zudem auch auf die Politik zurückzuführen. "Obwohl umstritten, steht die Einigung der EU auf ein gemeinsames Hilfspaket in scharfem Kontrast zu den politischen Turbulenzen und der Unsicherheit, die die USA und Großbritannien heimsuchen", sagt Ash.
 
Gold weiterhin attraktiv
Während sich der anfängliche Schock der Coronakrise zurückzieht, breite sich die Anziehungskraft von Gold als Instrument zur Diversifizierung des finanziellen Risikos weiter aus, erklärt der Experte. Sinkende Zinssätze und die sich langfristig weltweit verschlechternden Wirtschaftsaussichten seien die treibenden Kräfte für den Allzeitrekord des Goldpreises in allen Währungen. "Da diese Trends mit Sicherheit anhalten werden, wird die Nachfrage nach Goldanlagen sowohl in Deutschland als auch weltweit weiter steigen." (fp)