Viele Banken in Europa stecken in einer Dauermisere. Nun hat ausgerechnet der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, eine Analyse vorgelegt, wie die Branche aus der Krise finden könnte – und das zu einer Zeit, in der sein eigener Arbeitgeber selbst im Fokus von Fusionsspekulationen steht.

Demnach würden vor allem Übernahmen und Fusionen helfen, zitiert das "Handelsblatt" aus der Studie mit dem treffenden Titel "How to fix European banking … and why it matters", die auf der Deutsche-Bank-Homepage zum Download zur Verfügung steht. Als Beispiel führt der Ökonom die USA an. Dort würde sich die Hälfte aller Vermögenswerte der Bankenbranche auf die fünf größten Geldhäuser verteilen. In Europa dagegen liege der Vergleichswert bei einem Viertel.

Neben Übernahmen sieht Folkerts-Landau im Aufbrechen der traditionellen Säulen in der Bankenlandschaft eine Lösung. Die privaten Geschäftsbanken klagen seit vielen Jahren darüber, dass die harte Konkurrenz durch öffentlich-rechtliche Institute sowie durch die Volks- und Raiffeisenbanken ihre Margen kaputt machen. Ebenfalls auf der Wunschliste des Deutsch-Bankers: Die Vollendung der Bankenunion in der Eurozone sowie eine ehrgeizigere Kapitalmarktunion.

Strafzinsen kosten Banken Milliarden
In der Studie benennt der Chefökonom auch einen Sündenbock für die Misere der Branche: Nicht die Geldhäuser selbst, sondern die Regulierer und die Europäische Zentralbank (EZB) sind demnach an der miserablen Situation mitverantwortlich. Derzeit kostet der Strafzins von 0,4 Prozent, den die EZB auf Einlagen der Banken erhebt, Europas Banken Jahr für Jahr rund acht Milliarden Euro. In den USA hingegen würden Banken dank der wieder positiven Leitzinsen von 2,4 Prozent für ihre Einlagen Geld erhalten – und zwar rund 40 Milliarden Euro. (fp/ps)