Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank hält nicht viel davon, die Corona-Krise mit der Finanzkrise 2008 zu vergleichen. "Die Situation ist heute eine völlig andere", erklärt Christian Sewing in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). Im Gespräch betont er vor allem die unterschiedlichen Rollen der Finanzbranche in der vergangenen und der laufenden Krise: Damals war die Finanzindustrie das Problem. "Diesmal ist es umgekehrt, und wir können Teil der Lösung sein", so Sewing. Kreditinstitute sollten jetzt mit Hilfe staatlicher Programme die Liquidität ihrer Kunden sichern, fordert er.

Banken sind heute deutlich solider aufgestellt als während der Finanzkrise, stellt der oberste Deutschbanker im FAS-Interview klar. "Wir haben deutlich größere Eigenkapital- und Liquiditätspuffer, die Bilanzen sind aufgeräumter und viel transparenter", sagt er. So verfüge die Deutsche Bank über eine Eigenkapitalquote von mehr als 13 Prozent, außerdem über 200 Milliarden Euro Liquidität und ein "sauberes" Kreditbuch. Viele Geldhäuser fürchten zurzeit, dass die Kreditausfälle im Rahmen der Corona-Pandemie sprunghaft steigen. Dazu könne man allerdings noch keine seriösen Prognosen abgeben, so Sewing. Für sein eigenes Haus zeigt er sich zuversichtlich und verweist auf konservative Kalkulationen.

Auf dem Weg zu nachhaltiger Profitabilität
Die Aktie der Deutschen Bank befindet sich derzeit auf einem historischen Tief, der Kurs steht bei gerade einmal 4,54 Euro. Zum Vergleich: Noch Mitte Februar notierte der Anteilschein des Dax-Konzerns bei rund 10,20 Euro. Bei dem jüngsten Kurssturz handele es sich aber nicht um ein spezifisches Problem der Deutschen Bank, erklärt Sewing. Dieser sei vielmehr auf den breiten Abwärtstrend im Zuge der Corona-Panik an den Aktienmärkten zurückzuführen. "Wir sind mit unserer neuen Strategie auf dem richtigen Weg, unsere Bank wieder nachhaltig profitabel zu machen", so der Deutsche-Bank-Chef.

Das Geldhaus will sich entgegen des weitverbreiteten Eindrucks nicht auf den europäischen Markt zurückziehen, sondern bewusst global aufgestellt bleiben. Die Deutsche Bank erwirtschaftet laut Sewing rund die Hälfte ihres Ertrags außerhalb Europas. Der internationale Auftritt des Hauses mit starker Präsenz in Asien und Amerika sei ein wichtiger Wettbewerbsvorteil. (fp)