Johannes Müller ist Head of CIO Office Markets der Deutschen Asset Management und laut Eigenangaben ein "Fundamentalist mit Leib und Seele" – damit an dieser Stelle nicht gleich alle Google-  FBI-, und CIA-Alerts gleichzeitig losgehen sei klargestellt: Er meint natürlich die Finanzmärkte.

Und als Fan von Fundamentaldaten schätzt Müller die Aussichten für einen bald auftretenden Bärenmarkt folgendermaßen ein: Gering. Das liegt daran, dass stark negative Markttrends immer mit Rezessionen verbunden sind, bzw. diesen knapp voraus laufen. Typischerweise kommt es in so einer Situation zu einer Top-Bildung, dann bröckeln die Kurse ab, besagte Rezessione tritt auf. "Die Märkte riechen das förmlich", erklärt Müller. Nachdem es aber derzeit und auch für 2018 keine nennenswerten Zeichen für eine Rezession gibt, ist auch die Chance auf das Auftreten eines nachhaltigen Bärenmarktes gering.

Nicht, dass sich die Bullen selbst bei starken Kursverlusten allzu große Sorgen machen müsste. So man mit seinen Investments langfristig agieren kann, gibt es eigentlich keinen wirklich schlechten Einstiegsmoment, wie der unten angeführte Chart zeigt.

Etwas kritischer sieht es da schon am Anleihenmarkt aus. "Nach 30 Jahren Bullenmarkt muss jedem klar sein, dass da nicht mehr allzu viel zu holen ist", erklärt der Volkswirt. Solange der Konjunktur-Zyklus anhält, könne man noch in Unternehmensanleihen gehen, aber selbst da sei man nicht übergewichtet.

Wo sich die Inflation versteckt
Womit wir wieder beim Konjunkturzyklus wären - und dann doch der Frage, wieso Müller auch für 2018 keine Rezession ortet. Einer solchen würde, so der Deutsche Asset-Mann in der Regel ein deutlicher Anstieg der Inflation vorausgehen. Allerdings hätte sich, außer in Einzelfällen, global gesehen keine starken Anstiege bei der Teuerung eingestellt, gerade die USA hätten zuletzt eine Inflation von 1,9 Prozent verzeichnet, während die Prognosen bei 2,3 Prozent gelegen waren.

Dass die Teuerung trotz guter Konjunktur nicht anspringt, hat aus Müllers Sicht zwei, miteinander verbunden Gründe: Globalisierung und Digitalisierung. Diese beiden Effekte sorgen dafür, dass die regionalen Märkte nicht mehr funktionieren wie früher und die so entstandene weltumspannende Preistransparenz dafür sorgt, dass  alfällige Peisanstiege äußerst moderat ausfallen – das erklärt auch die für eine starke Konjunktur relativ schwachen Lohnabschlüsse. Diese sorgen quasi in Zweitrunden-Effekten dafür, dass die Teuerung nicht wie gewohnt anspringt.

Paradoxe Währungseffekte
Entsprechend vorsichtig hat auch die US-Notenbank Federal Reserve agiert. Statt der bis zu sechs erwarteten Zinsschritte wurden es nur zwei. Die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantik haben auch die Währungsprognosen der Deutschen AM durcheinander gewirbelt. "Wir sind an sich von einer Parität ausgegangen", erklärt Müller, der für diese Prognose nur eine auf den ersten Blick paradoxe Begründung hat: "Zinsanstiegszyklen in den USA folgt normalerweise eine Stärkung des Euro."

Die Märkte würden die US-Zinseffekte nämlich nomalerweise bis zum tatsächlichen Eintritt der Anhebungen bereits eingepreist haben und dann darauf setzen, dass die EZB nachzieht. Europas Notenbank-Chef Mario Draghi lässt sich jedoch Zeit und hat sich gerade einmal zu einer Reduzierung der quantitativen Maßnahmen druchringen können. Von Zinsanhebungen in der Eurzone ist noch lange nicht die Rede.  Wie lange nicht? "Nicht vor Anfang 2019", erklärt Müller. (hw)