Steigende Zinsen sind für Gold pures Gift – eigentlich. Der Grund: Bei gleichbleibend hohen Aufbewahrungskosten hat das Edelmetall gegenüber zinstragenden Anlagealternativen das Nachsehen. Weil die Zinserwartungen in den USA und in Euroland im Zuge abflauender Inflationserwartungen aber zurückgegangen sind, ist Gold in den Augen zahlreicher Investoren wieder interessanter geworden. Auf diesen Aspekt machen die Ökonomen der Deka Bank aufmerksam.

Hinzu komme die Entzauberung der Regierung Trump, die offensichtlich auch nur mit Wasser kochen könne – sprich: vom US-Kongress abhängig sei. Daher erhöhen die Deka-Analysten ihre Goldpreisprognose: Auf Sicht von drei Monaten liegt der Zielpreis je Feinunze bei 1.200 US-Dollar, mit Perspektive von zwölf Monaten allerdings leicht darunter bei 1.150 US-Dollar.

Gold gelte weltweit als Krisenwährung. Die Finanzmarkt- und die Staatsschuldenkrise in Europa seien am Goldmarkt abgehakt. Nun stünden neue Themen an.

Inflationsausgleich, aber nicht mehr
Zum einen sei dies die von den USA ausgehende Zinswende. Sie führe dazu, dass auch im Rest der Welt die Zinsen allmählich zu steigen beginnen. Die Renditen würden zwar nur langsam nach oben gehen, denn das Tempo der US-Zinsanhebungen sei sehr zögerlich. Außerdem würden die anderen großen Notenbanken der Fed vorerst nicht mit Leitzinserhöhungen folgen. Doch mit höheren Zinsen würden die Opportunitätskosten der Goldhaltung steigen, Gold werde also in Relation zu anderen Anlageklassen unattraktiver.

Zum anderen hätten die Industrieländer das Thema Deflationssorgen nun hinter sich gelassen, und die Märkte und Analysten würden sich zunehmend mit dem Thema Inflation beschäftigen. "Auch die politischen Risiken werden insbesondere in Europa die Anleger beschäftigen. Dies wiederum dürfte für Gold preistreibend wirken", schreiben die Deka-Experten.

Am Ende werde der Goldmarkt diese beiden Effekte gegeneinander abwägen. Allzu große Hoffnungen machen die Deka-Fachleute Edelmetall-Begeisterten allerdings nicht. "Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu", heißt es. (ps)