Covid-19 hat geschafft, was bislang weder Börsencrashs, kriegerische Auseinandersetzungen, Handelskonflikte noch Ölpreisschock gelungen ist: Die deutsche Wirtschaft ist in eine tiefe Rezession gestürzt. Das Bruttoinlandsprodukt knickte im zweiten Quartal 2020 um 10,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal ein. Analysten hatten mit einem weniger furchteinflößenden Rückgang von "nur" 9,0 Prozent gerechnet. "Corona ließ die Absatzmärkte erstarren und zahlreiche Produktionsprozesse zum Erliegen kommen", sagt Andreas Scheuerle, Leiter Industrieländerkonjunktur und Branchenanalysen bei der Dekabank.  

Seit Mai geht es zwar wieder aufwärts. Wer nun jedoch hofft, dass die Erholung wie am Lineal gezogen erfolgt, dürfte enttäuscht werden. Denn während etwa der Einzelhandel seinen Einbruch schon nach einem Monat wieder mehr als ausgeglichen hat, leiden andere Branchen dauerhaft weiter. "Allen voran in der Industrie geht es nur schleppend nach oben, weil zahlreiche Auslandsmärkte sich immer noch im Würgegriff des Virus befinden", sagt Scheuerle. Bis man wieder von Normalität sprechen kann, werde es wohl noch mindestens bis Ende 2021 dauern.

Alte Risiken bedrohen Konjunktur
Der Pfad der Erholung ist auch mit einer Reihe von Risiken gespickt. Das größte ist eine zweite Infektionswelle mit einem erneuten umfassenden Lockdown. Aber auch alte Unwägbarkeiten, die während der Covid-19-Pandemie in den Hintergrund gerückt sind, bedrohen die weltweite Konjunktur laut Scheuerle – allen voran die von den USA angezettelten Handelsstreitigkeiten, der Konflikt zwischen den USA und China um die globale Dominanz und ein immer noch drohender harter Brexit. (fp)