"Langsam ziehen Wolken über den Aktienmärkten auf", schreibt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, in einem aktuellen Marktkommentar. Gute Geschäftsergebnisse, die Unternehmen fürs abgelaufene Quartal vorlegten, seien erst einmal kein weiterer Treibstoff für die Kurse. "Ein Grund könnte sein, dass die steigenden Gewinne in den starken Kursanstiegen der vergangenen Monate bereits vorweggenommen wurden", erläutert Kater. Hinzu kämen die geopolitischen Spannungen, insbesondere im Nahen Osten. Wenngleich es Anzeichen dafür gebe, dass weitere Eskalationen vermieden werden könnten, blieben die Finanzmärkte im "Vorsichtsmodus".

Der Rohölpreis ist zuletzt deutlich gestiegen. Dies sei zum einen eine Reaktion auf die geopolitischen Unsicherheiten, zum anderen aber auch eine Reaktion auf eine zunehmende Nachfrage durch die anziehende Weltkonjunktur, meint der Ökonom. "Dies wird dazu führen, dass eine weitere Beruhigung bei den Inflationsraten in den kommenden Wochen zunehmend unwahrscheinlicher wird", so Kater. Zwar steige aus Verbrauchersicht die Inflation im weiteren Jahresverlauf nicht nennenswert an. Für die Notenbanken stelle sie aber ein Problem dar.

Erwartungen an US-Zinssenkungen zurückgeschraubt
Die Währungshüter müssen auch noch die "letzte Meile" zurücklegen, also dafür sorgen, dass sich die Inflationsrate auf den Zielwert von zwei Prozent zurückbildet. "Da passen Zinssenkungen nicht ins Konzept. Am stärksten dämmert dies der US-amerikanischen Notenbank", sagt der Deka-Experte. "Hier haben auch die ansonsten optimistischen Finanzmärkte zurzeit ihre Zinssenkungserwartungen auf nur noch zwei Schritte in diesem Jahr zurückgeschraubt."

Anders sehe dies die Europäische Zentralbank (EZB), die wohl im Juni den ersten Abwärtsschritt wagen werde. Kater: "Aber auch sie wird die Zinsen nur sehr behutsam nach unten führen können. Die Anleger freut es, bieten doch Rentenpapiere endlich wieder eine auskömmliche Renditeperspektive." (fp)