Brasilien ist weiterhin ein Engagement wert. Investoren sollten sich wegen des politischen Skandals um den brasilianischen Staatspräsidenten Michel Temer nicht zu viele Sorgen machen - mittelfristig sollte es wieder aufwärts gehen. Denn im Gegesatz zur wirtschaftlichen Krise unter Vorgängerin Dilma Rousseff zeigen viele Makro-Indikatoren des Landes in die richtige Richtung. Diese Meinung vertritt Thierry Larose, Schwellenländerexperte bei Degroof Petercam Asset Management, in einem aktuellen Kommentar.

Egal, ob sich die Vorwürfe gegen Temer halten oder nicht: Die Risikoprämien bei brasilianischen Staatsanleihen sollten sich nach ihrer jüngsten Ausweitung wieder einengen. Während die Landeswährung Real und brasilianische Standardaktien um acht Prozent fielen, sanken die Notierungen brasilianischer Staatsanleihen sogar um neun Prozent – entsprechend einem Renditeanstieg von 180 Basispunkten.

Auslöser ist Staatspräsident Michel Temer: Er soll ein Mitwisser im Korruptionsskandal um den staatseigenen Petrobras-Konzern sein und gebilligt haben, dass die Fleischbarone des Landes Schweigegelder zahlen. Temer hatte erst im August 2016 seine umstrittene Vorgängerin Dilma Rousseff gestürzt. Unter ihrer Führung rutschte Brasilien in die größte Rezession seit 30 Jahren, begleitet von zweistelliger Inflation, einem besorgniserregenden Leistungsbilanzdefizit und unkontrollierter Fiskalpolitik.

Stabilere Wirtschaft sorgt für Halt
"Die Ausgangslage in Brasilien ist heute eine ganz andere“, betont Larose. Er mahnt zur Besonnenheit: "Anleger sollten sich von den aktuellen Verwerfungen am brasilianischen Finanzmarkt nicht verunsichern lassen. Die meisten Wirtschaftsindikatoren sind heute deutlich besser als noch in den Jahren 2015 und 2016 oder bewegen sich zumindest in die richtige Richtung. Zudem wurden bereits wichtige Reformen eingeleitet, wie die Begrenzung der Staatsausgaben“, so Larose, der den Schwellenländer-Staatsanleihefonds DPAM L Bonds Emerging Markets Sustainable managt.

Beruhigend wirken zudem die Ankündigungen der brasilianischen Zentralbank sowie des Finanzministeriums, aktiv in die Märkte einzugreifen, um Liquidität bereitzustellen und die Volatilität möglichst niedrig zu halten. (aa)