Den Klimawandel aufhalten, umweltschonende Maßnahmen vorantreiben: Unter dieser Prämisse sind grüne Anleihen im Jahr 2007 erstmals gestartet. Das Emissionsvolumen ist seitdem stark gewachsen. Im vergangenen Jahr kamen mit einem Volumen von 168 Milliarden US-Dollar bislang die meisten Neuemissionen auf den Markt. Investoren müssen bei der Titelauswahl umso genauer hinschauen: "Im jetzigen Stadium besteht noch das Risiko des Greenwashings", sagt Ophélie Mortier, Expertin für nachhaltige Investments beim Fondsanbieter Degroof Petercam.

Anleger müssen nicht nur die zu finanzierenden Klimaprojekte genau prüfen und laufend überwachen. Auch die Emittenten müssen mit ihrem Engagement überzeugen. "Nur weil ein Unternehmen oder ein Staat eine grüne Anleihe begibt, sagt das noch lange nichts über seine eigene ESG-Güte aus", sagt Mortier. Beispiel China: Das Land ist weltweit einer der größten Emittenten von grünen Anleihen zur Finanzierung qualitativer Klimaprojekte. Degroof Petercam meidet die Produkte dennoch, weil China nach dem hauseigenen Bewertungssystem ein autoritär geführter, nicht freier Staat und damit die sozialen Mindeststandards nicht erfüllt.

Green Bonds retten nicht die Welt
Die Nachhaltigkeitsexpertin warnt auch davor, sich zu viel von den Produkten zu versprechen. "Mit grünen Anleihen allein wird der Wandel hin zu einer CO2-armen Weltwirtschaft nicht zu finanzieren sein", sagt sie. Für eine kohlenstoffarme Wirtschaft werden bis 2030 etwa 93 Billionen US-Dollar benötigt – eine immense Summe, wenn man bedenkt, dass der globale Anleihenmarkt derzeit nur etwa 90 Billionen US-Dollar umfasst. "Mit den in 2018 begebenen Green Bonds wurden somit gerade einmal 0,18 Prozent des bis 2030 benötigten Finanzierungsbedarfs abgedeckt." (fp)