Kauflaune kam am deutschen Aktienmarkt auch zum Wochenstart nicht auf. Überraschend positive Einzelhandelsumsätze der Eurozone konnten zwar den Sturz unter 9.200 Punkte bremsen, am Montagnachmittag ging es aber mit fallenden US-Börsen wieder unter diese Marke. Die Anleger wirkten wie gelähmt nach dem tiefen Fall des DAX in der vergangenen Woche, sagt Niall Delventhal, Analyst des Finanzdienstleisters FXCM. "Die saisonale Schwäche des DAX im August hält die Schnäppchenjäger noch an der Seitenlinie." Eine zurückhaltende Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer turnusmäßigen Sitzung in der laufenden Woche könnte den letzten Hoffnungsschimmer auf eine rasche Erholung zerstören.

Die Angst vor einer zu frühen Zinswende in den USA lasse Investoren jetzt zwei Mal darüber nachdenken, wie die Aktienmärkte zu bewerten sind, so Delventhal. "Zwar ist man in der Eurozone noch lange nicht so weit, über steigende Zinsen nachzudenken. Aber ob die EZB schon am Donnerstag weitere Lockerungsmaßnahmen ergreifen wird, darf selbst nach den jüngst veröffentlichten Inflationsdaten bezweifelt werden." Denn der Rückgang in der Teuerungsrate habe auf den Preisentwicklungen der schwankungsfälligen Güter basiert. Maßgeblich sei die Verbilligung für Energie gewesen. Die Kerninflation habe im Juli dagegen bei 0,8 Prozent verweilt. "Die Abwärtsrisiken in der Inflation könnten also noch nicht ausreichend viel Druck auf die EZB-Banker ausüben", urteilt der Analyst.

Erholungspotenzial bleibt begrenzt
Auch die geopolitischen Spannungen belasteten die Börsen weiter, so Delventhal. "Mit der Aussicht auf eine restriktivere Geldpolitik der Fed werden Zuspitzungen in den Krisenherden als Auslöser für weitere scharfe Rückgänge in den Aktienmärkten herhalten müssen", sagt er. Beim DAX sei nun ein Test der 9.100-Punkte-Marke wahrscheinlich. Es drohe ein Fall unter das Jahrestief im Bereich von 8.900 Punkten. Erholungsbewegungen sollten im Bereich von 9.400 Punkten auf Widerstand stoßen. (dw)