Der Deutsche Aktienindex (Dax) wird im September kommenden Jahres um zehn Titel auf dann 40 Werte erweitert. Zudem müssen künftig bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, bevor ein Unternehmen in den Leitindex aufgenommen wird. Das Mittelstandsbarometer MDax wird im Gegenzug von 60 auf 50 Aktien schrumpfen, das Nebenwertebarometer SDax behält wie bisher 70 Werte.

Mit den Änderungen, die die Deutsche Börse am Dienstagmorgen (24.11.) bekannt gab, reagiert der Indexanbieter unter anderem auf Kritik nach dem Wirecard-Desaster. Künftig wird die Börse die Zusammensetzung regulär alle sechs Monate (im März und September) überprüfen, nicht mehr nur einmal im Jahr.

Vier wesentliche Änderungen
Im Wesentlichen gibt es, neben der geänderten Zahl der Indexmitglieder, vier Neuerungen: Den Ausschlag für die Aufnahme in den Dax gibt erstens die Marktkapitalisierung der frei handelbaren Aktien. Die Liquidität, also der Börsenumsatz, spielt anders als bisher keine so entscheidende Rolle mehr – es gelten nur noch Mindestvorgaben. Zweitens muss ein Unternehmen mindestens zwei Jahre einen operativen Gewinn (Ebitda) ausgewiesen haben, bevor es in den Dax aufgenommen wird. Hätten die neuen Regeln schon vor wenigen Monaten gegolten, hätte der Lieferservice Delivery Hero also nicht in den Leitindex aufrücken können.

Drittens müssen die Unternehmen spätestens 90 Tage nach Ende ihres Geschäftsjahres einen testierten Jahresbericht vorlegen. Das gilt für alle Indizes der Dax-Familie. Auch pünktliche Quartalsberichte werden verpflichtend vorgeschrieben. Die Börse kann die Frist im Zweifelsfall um 30 Tage verlängern. Gibt es dann immer noch keine Zahlen, fliegt das Unternehmen aus dem Index. Das ist eine Lehre aus dem Skandal um den Zahlungsdienstleister Wirecard, der seinen Bericht bekanntlich mehrfach verschieben musste.

Die vierte wesentliche Änderung betrifft die unternehmensinterne Kontrolle: Ohne unabhängigen Prüfungsausschuss im Aufsichtsrat, der die Bilanzen kontrolliert, droht der Ausschluss aus dem Index. Für Unternehmen, die schon einem der Indizes angehören, gilt eine Übergangsfrist bis September 2022. Wirecard hatte einen solchen Ausschuss erst im vergangenen Jahr eingerichtet.

Keine generellen Ausschlüsse nach ESG-Kriterien
Die Börse hatte im Vorfeld eruiert, wie die Finanzbranche zu den Anfang Oktober vorgestellten Vorschlägen steht. Der Indexanbieter hatte unter anderem zur Diskussion gestellt, Unternehmen auszuschließen, die mehr als zehn Prozent ihres Jahresumsatzes mit umstrittenen Waffen erzielen. Ein solcher genereller Ausschluss von Branchen nach ESG-Kriterien war jedoch auf deutliche Kritik gestoßen. In den neuen Indexregeln findet sich dieser Punkt nicht mehr. (bm)