Nach Jahren mit heftigen Kurseinbrüchen, in denen der restliche Aktienmarkt größtenteils nach oben tendierte, notiert der Energiesektor aktuell wieder 15 Prozent fester als zu Jahresbeginn. "Die Kursgewinne im Energiesektor finden auf dem Rücken der steigenden Ölpreise statt. Wenn der Sektor seine positive Entwicklung fortsetzen soll, muss der Ölpreis über die nächsten 12 bis 18 Monate einen stabilen, aber steigenden Trend hinlegen", erklärt Kasper From Larsen, Senior Portfolio Manager beim Fondsanbieter Danske Invest.

Der wirtschaftliche Anreiz für Firmen, nach Öl zu bohren, hängt vom potenziellem Verkaufspreis für das schwarze Gold ab. Der historische Ölpreisverfall führte zu zahlreichen Schwankungen im Energiesektor und am Aktienmarkt im Allgemeinen. Denn der fallende Ölpreis schürte die Angst, dass dem Sektor Insolvenzen bevorstehen könnten, da Unternehmen ihren wirtschaftlichen Verpflichtungen nicht mehr länger nachkommen konnten.

"Gleichzeitig haben geduldige Anleger vergeblich auf Dividendenausschüttungen gewartet", erinnert sich Larsen. In solchen Phasen sei es eigentlich normal, dass sich größere Unternehmen nach kleineren Konkurrenten umsehen, um diese zu einem niedrigen Preis zu kaufen. "Das war im schwer gebeutelten Energiesektor aber nicht der Fall".

Große Übernahmen gab es nicht
Eine echte Konsolidierungswelle im Energiesektor blieb bislang aus, da sich die potenziellen Käufer und Verkäufer nicht über den Preis der Vermögenswerte einigen konnten. "Daher warteten die Gesellschaften, die eine Übernahme in Erwägung zogen, bis ein Unternehmen in Konkurs ging, damit sie die Vermögenswerte aus der Konkursmasse günstiger erwerben konnten", führt der Portfolio Manager bei Danske Invest aus.

Branchenmultis bieten beste Chancen
Der Energiesektor besteht aus mehreren Untersegmenten. Das größte macht etwa 55 Prozent des Referenzindex aus und nennt sich „integrierte Öl- und Energieunternehmen", zu denen große Konzerne wie die britische BP, die niederländische Royal Dutch Shell und die zwei US-amerikanischen Giganten Exxon Mobil und Chevron zählen. Diese Unternehmen arbeiten allesamt entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Energiesektors: von der Ölbohrung über die Produktion bis hin zum Vertrieb.

"Chevron hat einige Projekte initiiert, die mindestens bis Mitte 2017 andauern und Gewinne erzielen werden. Deshalb muss das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren nicht so viel investieren, so dass es einen Teil seiner Schulden tilgen und eine attraktive Dividende ausschütten kann", meint Larsen. Grundsätzlich sei für den Energiesektor aber maßgeblich, dass sich der Ölpreis in den nächsten 12 bis 18 Monaten stabilisiert und weiter steigt, denn der Aktienmarkt habe bereits einen höheren Ölpreis eingepreist als den Kurs, zu dem Terminkontrakte gehandelt werden. (kb)