Zwar hat sich das chinesische Wirtschaftswachstum stark abgekühlt, dennoch sollten Anleger China als Wachstumsmotor unter den Schwellenländern nicht außer Acht lassen, sagt Bo Bejstrup Christensen, Chief Analyst beim Fondsanbieter Danske Invest. Das Wachstum in China sei mit fünf Prozent derzeit so niedrig, dass es unter Chinas langfristigem potenziellem Niveau liege. Die Schwäche des Immobilienmarktes sei hierfür ein Hauptproblem, sagt Christensen. Deshalb sei davon auszugehen, dass die Regierung sich darauf konzentrieren werde, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten. Der Analyst erwartet eine weitere Lockerung der Wirtschaftsregulierungen zu erwarten, etwa eine Zinslockerung. "Am relevantesten ist aber, dass der Zugang zu Hauskrediten schon erleichtert wurde und daher von einem moderaten Kreditwachstum auszugehen ist."

Diese Entwicklung mache China jedoch nicht zum schwarzen Loch der Finanzwelt: Da die chinesische Währung vermutlich nicht im gleichen Tempo aufwerten werde, könne mit einem wieder zunehmenden Wirtschaftswachstum gerechnet werden, sagt Christensen. Allerdings sei anzunehmen, dass die Staatsbehörden weiterhin die Korruption bekämpfen werden und ein Überhitzen des Immobilienmarktes vermeiden wollen. Der Analyst geht davon aus, dass das Wachstum sich bei 6 bis 6,5 Prozent einpendeln wird, wenngleich es nicht das Ausmaß früherer Jahre annehmen werde: "Hersteller von Luxusgütern müssen sich auf eine veränderte Nachfrage aus China einstellen", sagt Christensen.

Die Erholung wird nur von kurzer Dauer sein
Das aktuelle europäische und US-amerikanische Wachstum werde China und die anderen Schwellenländer stimulieren, erwartet Christensen. Zunehmendes Wachstum in China werde dazu führen, dass Schwellenländer-Aktien im Vergleich zu den letzten sechs Monaten bessere Renditen einfahren. Eine solche Erholung dürfte allerdings nur kurzfristiger Natur sein, da viele Schwellenländer langfristig noch immer verschiedenen Herausforderungen ausgesetzt seien. In einigen Teilen Asiens sei das Schuldenwachstum noch immer sehr hoch und mehrere lateinamerikanische Länder haben mit ihrem Staatshaushalt und Leistungsbilanzdefiziten zu kämpfen.

Es werde tatsächlich immer weniger sinnvoll, die Schwellenländer als eine Region zu betrachten, sagt Christensen: "Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern sind mittlerweile zu groß." Anleger sollten allerdings bei Investments in Schwellenländern vorsichtig vorgehen und Einzeltitel sorgfältig auswählen – das gelte auch für chinesische Aktien. (fp)