Das Börsenbeben von Anfang Februar steckt vielen Anlegern immer noch in den Knochen. Auch Tage danach ebbt die Diskussion darüber, ob der Rücksetzer nun als vorübergehender Schwächeanfall oder als Vorbote eines massiven Crashs zu verstehen ist, nicht ab.

Beobachter wie Ulrich Stephan mahnen zur Besonnenheit. "Historisch gesehen sind Korrekturen von zehn bis 15 Prozent nichts Ungewöhnliches. Eine durchschnittliche Korrektur dauert rund vier Monate und eine Erholung bis zu vorherigen Kursständen ebenfalls etwa vier Monate", sagt der Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. "Kursrückgänge sind ab und an durchaus als reinigendes Gewitter und somit als gesund zu bezeichnen", ergänzt Michael Beck, Leiter Asset Management beim Bankhaus Ellwanger & Geiger.

Noch eine Spur gelassener beurteilen die Investmentspezialisten der Credit Suisse den "Mini-Crash". Bei Lichte betrachtet, so ihre Argumentation, reiche die Kursdelle nicht annähernd aus, um als veritable Korrektur durchzugehen. Um ihren Standpunkt zu unterstreichen, haben die Analysten der Schweizer Großbank für einzelne nationale Börsen errechnet, wieviel von deren 2017er Performance durch das "Februar-Fiasko" zunichte gemacht wurde und wo die einzelnen Anteilsmärkte heute (Stand 19. Februar 2018) stehen. Das Resultat zeigt folgendes Schaubild auf eindrucksvolle Weise.

War was? Aktienmarktrenditen 2017 und Februar-"Korrektur" (in Prozent auf Dollarbasis)

Quelle: Credit Suisse

Die dunkelblauen Säulen zeigen die letztjährige Wertentwicklung auf US-Dollarbasis für einzelne Länderbörsen, von der Renditeniete Russland (ganz links) bis zum Börsen-Überflieger China (ganz rechts). Welchen Teil davon der "Flash-Crash" vom Monatsanfang kostete und wo die Aktienmärkte heute stehen, ist durch hellblaue Flächen für jene Fälle dargestellt, in denen ein Teil der 2017er Performance tatsächlich verloren ging, und durch hellgrüne Flächen für jene Fälle, in denen das junge Anlagejahr auf die 2017er Rendite sogar noch etwas draufgelegt hat. Das Ergebnis spricht für sich: Nirgends haben die Kurskapriolen derart viel Wert vernichtet, dass es einer besonderen Erwähnung bedürfte.

Alles halb so wild
Die Kernbotschaft lautet also: Man möge die Kirche doch bitte im Dorf lassen. Wie wahre Bärenmärkte ausschauen, rufen die CS-Spezialisten allzu aufgeregten Marktkommentatoren sicherheitshalber nochmals in Erinnerung, indem sie die bislang verheerendsten Börsencrashs des vergangenen Jahrhunderts nebeneinanderstellen.

Die schlimmsten Börsencrashs des 19. Jahrhunderts (reale Renditen in Prozent auf Dollarbasis)

 

Quelle: Credit Suisse

Die hellgrünen Säulen stellen die realen – also inflationsbereinigten – durchschnittlichen Kursrückgänge an den globalen Börsen und den jeweils verlustträchtigsten nationalen Aktienmarkt während besonders krisenhafter Zeiten wie der beiden Weltkriege, dem Ölpreisschock der 1970er Jahre oder dem Subprime-Crash dar. Zweimal erwischte es den deutschen Aktienmarkt am heftigsten – verglichen damit aber ist der vermeintliche Februar-Crash ein "Non-Event". (ps)