Investoren, die auf Wachstumsbranchen setzen, haben es zurzeit nicht eben leicht. "Im vierten Quartal 2016 performten Value-Werte und insbesondere Rohstoff- und Bankaktien sehr gut. Das war für uns als ausgewiesene Growth-Investoren alles andere als gut", erklärte Peter Shapiro, Analyst im Portfoliomanagementteam des US-Aktienfonds Comgest Growth America, vor Investoren in Wien.

Eine immer steilere Zinskurve sowie die Hoffnung auf stärkeres Wirtschaftswachstum sorgten zuletzt nicht nur für haussierende Value-Aktien, sondern führten auch zu Abgabedruck bei den in den letzten Jahren angesichts mauer Konjunkturdaten gut gelaufenen und inzwischen ambitioniert bewerteten Wachstumsaktien. Offenbar machen Investoren bei Growth-Aktien Kasse und schichten in Value um. Das bekam auch der hauseigene Comgest Growth America zu spüren.

Anleger, die in das knapp über 100 Millionen US-Dollar schwere Growth-Portfolio investieren, sollten jedoch mit solchen temporären Schwächephasen umgehen können. Shapiro betont, dass der Fonds aufgrund seiner von Vorsicht geprägten Allokation in starken Haussephasen bei der Performance leicht hinter dem Gesamtmarkt liege, dieser aber in Baissephasen wieder aufhole. "Über den gesamten Marktzyklus betrachtet erzeugen wir für unsere Investoren Überrenditen bei reduzierter Volatilität", erklärte Shapiro.

Qualität hat ihren Preis
Nach Ansicht Shapiros sei der US-Markt aus fundamentaler Sicht zwar nicht gerade günstig, aber auch nicht überbewertet. Er sprach von "fairer Bewertung" und begründete dies mit einer äußerst wettbewerbsfähigen und dynamischen US-Ökonomie, die das eingesetzte Kapital zum Wohle der Eigenkapitalgeber, also der Aktionäre, sehr effizient nutze. Auch Dank einer zunehmenden Automatisierung konnten die USA ihre Lohnstückkosten gegenüber vielen globalen Mitbewerbern niedrig halten. So seien diese Werte mittlerweile nur einen Tick höher als jene von China, das in den letzten Jahren spürbar teurer wurde und wesentlich niedriger als jene Australiens, Kanada, der Schweiz oder auch Deutschlands. 

Europa und die USA sind annähernd gleich hoch bewertet
Viele Marktteilnehmer glauben, dass der US-Markt gemessen am KGV historisch gesehen immer wesentlich teurer sei, als jener der Eurozone. Das liegt daran, dass in den relevanten US-Indizes die traditionell höher bewerteten Technologiewerte eine stärkere Gewichtung haben als ihre Pendants in den Euroland-Indizes. Wenn man aber die Indizes "sektoren-neutral" vergleiche, wäre die USA nur minimal teurer als europäische Aktien, analysierr Shapiro.

Abschließend ging Shapiro noch auf die möglichen Auswirkungen von Donald Trumps Wirtschaftspolitik ein. Zwar erhoffen sich viele Anleger Investitionen in die Infrastruktur und setzen darauf, dass die bestehende, teilweise desaströse US-Infrastruktur endlich saniert werden würde. Shapiro erinnerte jedoch an die Gepflogenheit vieler US-Politiker, anstelle unspektakulärer Renovierungen lieber spektakuläre Neubauten, am besten Mega-Projekte, in Angriff zu nehmen, um damit auf Kosten der Steuerzahler einen Fußabdruck zu hinterlassen. Daher sollten Investoren bei Infrastruktur-Investments auch diesen menschlichen Faktor bei ihren Allokationsentscheidungen mitberücksichtigen.(aa)