Nach Ansicht von Chris Iggo, Rentenchef bei Axa IM, hat der lang erwartete Anstieg der Anleiherenditen nun begonnen. Für Investoren, die fest auf Staatsschuldtitel setzen, war damit der Oktober zum Vergessen. "Die Renditen sind deutlich angestiegen, und seit dem Höhepunkt Mitte August gab es eine eindeutig bearishe Bewegung an den Anleihemärkten“, schreibt Iggo in seinem aktuellen Wochenkommentar.

So seien die Kurse beispielsweise am britischen Markt um 6,8 Prozent gefallen. In den USA und Europa lägen die Verluste bei rund zwei Prozent. "Bisher ist die Entwicklung noch nicht schlimm – aber wenn wirklich die gestiegenen Inflationserwartungen den Renditeanstieg treiben, dann könnte er sich fortsetzen“, erklärt Iggo.

Weniger Ängste sind schlecht für sichere Staatsanleihen
Als wichtigsten Grund für die Verluste nennt Iggo eine im Grunde gute Nachricht für die Weltwirtschaft:"Die Ängste vor einer deflationären Entwicklung sind zuletzt deutlich weniger geworden. Dadurch sinkt auch die Notwendigkeit, geldpolitisch gegenzusteuern und die Anleiherenditen noch weiter nach unten zu treiben. Wir befinden uns in der Phase der Normalisierung.“

Insgesamt gebe es weniger Pessimismus in Bezug auf die Entwicklung der globalen Konjunktur. Dass die Renditen britischer Staatsanleihen seit ihrem Tiefpunkt im August um 80 Basispunkte und die Renditen deutscher Bundesanleihen um immerhin 40 Basispunkte gestiegen seien, spiegele dies wider. "Diese Entwicklung kommt nicht überraschend, wenn man bedenkt, wie niedrig die Renditen im Sommer waren und wie sich das Sentiment in Bezug auf die Entwicklung der Konjunktur und des globalen Wachstums seither verändert hat“, erläutert Iggo. Die pessimistischeren Einschätzungen aus der ersten Jahreshälfte hätten sich eben als unbegründet erwiesen. Chinas Wachstumsrate liege stabil bei 6,7 Prozent, die Rohstoffpreise hätten sich erholt, und das Vertrauen auf eine positive Entwicklung der Unternehmensgewinne habe sich zumindest stabilisiert. Damit einher gehe auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank Fed noch im Dezember den Leitzins erhöht.

Steigende Renditen erwartet
Alles in allem sieht der Axa-IM-Fachmann durchaus Potenzial für weiter steigende Renditen: "Wir denken nicht, dass die EZB ihre akkommodierende Geldpolitik irgendwann in naher Zukunft herunterfahren wird. Dennoch senden die Notenbanken derzeit die Botschaft, dass die konjunkturellen Risiken geringer sind als zuvor.“ Dies gehe einher mit einer Reihe von Risiken auch für Unternehmensanleihen: "Wenn sich höhere Zinserwartungen verfestigen, könnten auch die Renditen von Corporate Bonds steigen“, so Iggo. Zudem bleibe die US-Präsidentschaftswahl ein potenzielles Risiko, und höhere Staatsanleiherenditen könnten von einem gewissen Punkt an den Wettbewerb zwischen Staats- und Unternehmensanleihen verschärfen.

Dennoch wolle er nicht zu pessimistisch klingen, fügt der Stratege hinzu: "Die Renditen werden trotz allem nur begrenzt steigen. Die globale Inflation ist immer noch niedrig, das Wirtschaftswachstum verhalten, und die Notenbanken sind immer noch damit beschäftigt, die Spätfolgen der Finanzkrise zu bekämpfen.“ (aa)