Im vergangenen Jahr hat die Euphorie rund um künstliche Intelligenz (KI) zur Dynamik der US-Wirtschaft beigetragen. Doch Vanguard-Chefökonom Joe Davis glaubt nicht, dass KI die Wirtschaft der Vereinigten Staaten auch in diesem und im kommenden Jahr vor einer Schwächephase bewahren wird. Die zuletzt hohen Aktienbewertungen sieht er durch KI und entsprechende Investitionen nicht gerechtfertigt.

KI-Investments reichen für Wirtschaftsschub nicht aus
Vielmehr meint Davis, dass die Märkte den kurzfristigen wirtschaftlichen Nutzen überschätzen. KI werde zwar langfristig zu Produktivitätssteigerungen und Wirtschaftswachstum führen, so Davis. Allerdings sieht er keinen gerechtfertigten Zusammenhang zwischen KI und seiner Ansicht nach "überhöhten Aktienbewertungen".

Die KI-Investitionen in den USA summierten sich im vergangenen Jahr auf 67 Milliarden Dollar und werden laut Davis in diesem Jahr schätzungsweise 76 Milliarden Dollar erreichen. Um das Wirtschaftswachstum 2025 über den Trend von etwa zwei Prozent zu heben, wären nach Vanguards Schätzungen jedoch KI-bezogene Ausgaben von einer Billion Dollar erforderlich. "Eine solche Summe mag ausgegeben werden, aber es wird nicht bis Ende nächsten Jahres geschehen", so der Chefökonom.

Überhöhte Aktienkurse nicht durch KI gerechtfertigt
Der Vanguard-Volkswirt warnt daher vor überzogenen Erwartungen an KI. "Das Versprechen von KI ist real", so Davis. Aber es könne eine Weile dauern, bis sich die wirtschaftlichen Vorteile von KI entfalten. Davis warnt: "Anleger, die einen Zusammenhang zwischen dem aktuellen Niveau der Aktienkurse, dem wahrscheinlichen Niveau der Wirtschaftstätigkeit und der weit verbreiteten Begeisterung für KI herstellen wollen, wären gut beraten, etwaige Erwartungen einer kurzfristigen Beschleunigung des Wirtschaftswachstums und der Unternehmensgewinne zu zügeln." (jh)