Deutschlands Wirtschaft dümpelt weiter vor sich hin: Im zweiten Quartal ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal zurück. Seit Anfang 2022 kommt das Quartalswachstum damit nicht so recht von der Nulllinie weg. Kurzfristig ist nach Meinung von Carsten Mumm, Chefvolkwirt bei Donner & Reuschel, kein Ende der Tristesse in Sicht.

Deutschland droht eine Negativ-Spirale
Im Gegenteil: Seiner Meinung nach signalisieren die anhaltend krisenhafte Stimmung im Unternehmenssektor – wie das erneut gesunkene Ifo-Geschäftsklima verdeutlicht – und die fehlende Konsumbereitschaft der Verbraucher, dass jeglicher positiver Impuls fehlt. "Vor diesem Hintergrund und angesichts der seit Monaten steigenden Insolvenzanträge könnte der am Freitag anstehende Arbeitsmarktbericht ebenfalls enttäuschen und eine erneut höhere Arbeitslosigkeit anzeigen", befürchtet der Ökonom.

Er warnt vor einer Negativ-Spirale: "Angesichts der fehlenden Impulse – durch die schwache Nachfrage nach Exportgütern – liegt die Hoffnung einer konjunktureller Stabilisierung einzig auf dem privaten Konsum. Wenn jedoch die Arbeitslosigkeit steigt und Konjunktur- sowie Einkommensaussichten vage bleiben, wird gespart anstatt zu konsumieren."

Positiv sei immerhin die Preisentwicklung: Denn die schwache wirtschaftliche Entwicklung dürfte dazu beitragen, dass die Inflation im August weiter gesunken ist, so Mumm: "Damit steht einer weiteren Leitzinssenkung der EZB Mitte September nichts mehr im Wege." Die sinkenden Zinsen helfen zwar der Wirtschaft, meint Mumm, doch brauche es weitere Impulse, um die Investitionsbereitschaft zu erhöhen. Denn Deutschland kämpfe mit einer Vielzahl an strukturellen Herausforderungen.

Forderung nach gemeinsamer Wachstumsinitiative
Seine Forderung: "Die Zeit ist reif für eine gemeinsame Wachstumsinitiative von Seiten der Politik und Wirtschaft. Um den Standort Deutschland wieder zukunftsfähig aufzustellen, sollte der Fokus auf der Ertüchtigung wichtiger Infrastruktur, auf Energie, Sicherheit und Digitalisierung sowie einer Anpassung des Exportportfolios liegen." (jh)