Der Konflikt im Nahen Osten beschäftigt aktuell die internationale Politik. Für die Prognosen von Finanzexperten spielt er dagegen offenbar lediglich eine untergeordnete Rolle. John Vail, Chief Global Strategist von Nikko Asset Management (Nikko AM), jedenfalls ist für die kommenden zwölf Monate sehr optimistisch, was die globalen Aktienmärkte angeht – insbesondere auch für Europa, wie er in einem Marktkommentar schreibt. 

"Nach der enttäuschenden Performance im dritten Quartal gehen wir davon aus, dass der MSCI World Total Return Index (in USD) binnen Jahresfrist um 11,2 Prozent zulegen wird. In den USA ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 mit 18,1 recht hoch, aber die Gewinne dürften im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr steigen und sich 2024 weiter erholen", schreibt Vail. 

USA werden schlechter performen
Die Aktienrückkäufe blieben auch stark, und die Aussicht auf eine zurückhaltende Fed und einen Höchststand der Anleiherenditen dürfte die Anleger trotz einiger Finanzturbulenzen und wirtschaftlicher Schwierigkeiten ermutigen. Bis Ende September 2024 erwartet er daher einen Zuwachs des S&P 500 von 9,5 Prozent. "Damit gehen wir davon aus, dass die USA in den kommenden Quartalen schlechter abschneiden werden als die globalen Märkte." 

Dagegen betrage das KGV europäischer Aktien nur das 12,1-Fache der Gewinnschätzungen für 2024, damit liege es etwas unter dem historischen Durchschnitt. "Ein Schlüsselfaktor für die Performance, neben dem Krieg in der Ukraine, wird sein, wie weitreichend die Streiks und die daraus resultierenden Lohnerhöhungen sind. In der Zwischenzeit könnte es einige Probleme im Zusammenhang mit dem europäischen Gewerbe- und Wohnimmobiliensektor geben, die wahrscheinlich zu Schwierigkeiten im Bankensektor führen werden", führt Vail aus. 

Empfehlung: Europäische Aktien übergewichten
Da jedoch die Gewinnerwartungen aufgrund des stabilen globalen Hintergrunds weiter steigen dürften, erwartet er, dass der MSCI Europe bis September 2024 um 16 Prozent steigt – in US-Dollar, bei einem leicht stärkeren Euro. "Dies spricht für eine Übergewichtung Europas im Aktienportfolio", so seine Empfehlung. (jb)