Das Abrdn Research Institute hat seine Prognose für das reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in China auf 6,0 Prozent im Jahr 2023 angehoben, nach drei Prozent im Jahr 2022. "Die Stärke des BIP im ersten Quartal bestätigt das. Im Gegensatz zu den Industrieländern ist die Geldpolitik in China expansiv und wird es wahrscheinlich auch bleiben. Die Zinssätze sind niedrig und es könnte Spielraum für eine Senkung geben", sagt Paul Diggle, Chefökonom bei Abrdn.

Während der Lockdowns habe es nur begrenzte fiskalische Unterstützung durch die Regierung gegeben. Deshalb stelle die Inflation in China jetzt kein Problem dar. Auch auf dem Arbeitsmarkt herrsche Flaute, mit einer Jugendarbeitslosigkeit von 18 Prozent in einigen städtischen Gebieten. Das sei zwar nicht großartig, bedeute aber, dass es weniger Lohninflation gebe als in den USA, Großbritannien und anderen Märkten.

Zudem hätten die wohlhabenderen Haushalte während Corona einen Überschuss an Ersparnissen angesammelt. Jetzt würden Ausgaben und Reisen nachgeholt. 2019 gaben chinesische Touristen 250 Milliarden US-Dollar im In- und Ausland aus, wie Diggle erläutert. Die Rückkehr der chinesischen Touristen werde sich auch für viele andere Volkswirtschaften positiv auswirken.

Zahlreiche Faktoren kurbeln Wachstum an
Die Regierung strebe ein BIP-Wachstum von fünf Prozent an, wobei der Dienstleistungssektor dieses Wachstum antreiben soll, so der Chefökonom. Darüber hinaus würden die politischen Entscheidungsträger weiter einen unterstützenden Ton anschlagen und erklären, dass "die interne Dynamik nicht stark ist und die Nachfrage immer noch unzureichend ist". Die Wiederbelebung des Satzes "Wohnen ist zum Leben da, nicht zum Spekulieren" in der offiziellen Kommunikation zeige, dass die Behörden darauf bedacht seien, die Fortschritte bei der Risikominderung für Immobilienentwickler nicht zu gefährden.

"All diese Faktoren dürften das Wachstum in China stärker ankurbeln, als in vielen Wirtschaftsprognosen erwartet wurde", sagt Diggle. "Das bedeutet, dass Investoren in der Lage sein sollten, gute Anlagemöglichkeiten zu finden, die immer noch gut bewertet sind." (fp)