Der extreme Preisanstieg der Technologiewerte erinnert den Charttechniker Wieland Staud, Leiter der Staud Research GmbH, an die Zeit des Neuen Marktes um die Jahrtausendwende. "Was in irgendeiner Form mit dem Zauberwort 'Internet' zu tun hatte, wurde bis zum Umfallen gehypt", schildert er in seiner Kolumne in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Von der Dax-Rally profitierten deshalb fast nur die Aktionäre von Konzernen wie Mannesmann, Siemens, SAP und der Deutschen Telekom. "Alle anderen, die wir heute Value-Investoren nennen würden, waren ziemlich angeschmiert", schreibt Staud. Als es im Frühling des Jahres 2000 die ersten deutlichen Rückschläge gab, wurde das einfach weggelächelt – und zu günstigen Einstiegschancen umgedeutet.

Heute ist der Hype um die Tesla-Aktie ähnlich überzogen wie die damalige Begeisterung für Internet-Aktien, sagt der Analyst. "Aber auch das Marktsentiment muss Zweifel an der Nachhaltigkeit der jüngsten Rally wecken", warnt er. "Nach meiner Meinung fängt das Bohei um die aktuellen Rockstars an, Züge wie damals anzunehmen." Viele technische Indikatoren sind auf höhere Werte geklettert als je zuvor. Das ist für sich genommen zwar noch kein Warnsignal. "Schließlich kennen Trends, gerade die abgefahrensten und krassesten unter ihnen, oft ihre ganz eigenen Gesetze", so Staud. Die jüngsten Rücksetzer sollten Anleger aber vorsichtig werden lassen.

Wechselt der Nasdaq in den Korrekturmodus?
Durch die Brille des Charttechnikers befindet sich der Aufwärtstrend an der US-Technologiebörse Nasdaq mittlerweile in einem kritischen Stadium. Staud nennt hier das jüngst entstandene Muster des "Candlestick": Anfang September stieg der Technologieindex Nasdaq Composite zunächst auf ein neues Hoch, bevor er innerhalb von nur zwei Tagen rund zehn Prozent verlor und sich anschließend stabilisierte. "In der ersten Septemberwoche war alles zwei Nummern größer als sonst. Und genau das ist das Problem", erklärt Staud. Wenn es wild wird an den Märkten, sollten Investoren besser in Deckung gehen.

Anleger müssen sich bei US-Technologiewerten auf eine länger anhaltende Korrekturphase einstellen, eventuell sogar auf eine echte Trendwende zum Schlechteren, ist der Experte überzeugt. "Natürlich kann sich das Ganze noch immer als Sturm im Wasserglas entpuppen, der Nasdaq Composite nach der aktuellen Irritationsphase wieder zu altbekannter Form auflaufen und nach noch höheren Höhen streben", räumt er ein. "Allerdings ist momentan die Korrekturvariante deutlich wahrscheinlicher." (fp)