Paul Smith ist kein verbaler Leisetreter. Neulich rüttelte der Chef des Investmentmanager-Verbands CFA die Fondszunft mit der markigen Bemerkung wach: "Mittelgroße Fondsanbieter sind bloß Haifischfutter". Nun legt Smith nach.

"Unsere Branche ist an einem kritischen Wendepunkt angelangt", schlussfolgert Smith. "Die Entschlüsse, die Branchenführer in den kommenden fünf Jahren treffen, werden nicht nur für ihre jeweils eigenen Unternehmen, sondern für unsere Branche als Ganzes richtungsweisend sein. Wir stehen auf dem Prüfstand."

Diese Einschätzung ist nicht aus der Luft geriffen, sondern fußt auf einer Umfrage, die mit "Future State of the Investment Profession" überschrieben ist und die das CFA Institute nun veröffentlichte. Befragt wurden dabei knapp 1.150 professionelle Investoren sowie 19 Führungskräfte im Investmentmanagement. Tenor: Die Investmentbranche steht an einem Scheideweg. Branchenführer, die ihr Geschäftsmodell nicht überdenken und den neuen Marktbedingungen anpassen, setzen ihre Zukunft aufs Spiel.

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit
Einigkeit besteht unter Befragten darin, dass die Investmentbranche großen Herausforderungen entgegensieht und entsprechend neue Anforderungsprofile für Führungskräfte und Teams entstehen. Als größte "Hürden" wird die um sich greifende Konsolidierungswelle und ein weiterer Margenschwund genannt. Das sagen zumindest 84 Prozent der weltweit Befragten voraus (Europa: 82%). 70 Prozent erwarten weitere Verschiebungen von Assets in Richtung passiver Anlageinstrumente (Europa: 71 Prozent). 63 Prozent gehen von gleichbleibenden oder rückläufigen Gewinnmargen für Vermögensverwaltungen aus (Europa: 72 Prozent).

Globalisierung und technologische Entwicklung werden dabei bemerkenswerterweise vorrangig als Gelegenheit und weniger als Bedrohung wahrgenommen – zumindest in den USA. Befragte in Europa zeigen sich hier etwas zurückhaltender. So sehen 55 Prozent der in den USA Befragten die Globalisierung als Chance für die Investmentbranche, während 18 Prozent darin eine Bedrohung ausmachen (Europa: 49, respektive 19 Prozent). 45 Prozent sehen technologische Neuerungen als Chance für ihr eigenes und ähnliche Unternehmen, 29 Prozentsehen ihr Geschäftsmodell eher bedroht (Europa: 40, respektive 29 Prozent).

73 Prozent glauben demnach, dass Nachhaltigkeitskriterien (Environmental, Social and Governance Factors (ESG)) Anlegern zunehmend wichtig werden (Europa: 76 Prozent) 70 Prozent erwarten, dass Finanzzentren im Asien-Pazifik-Raum an Bedeutung gewinnen (Europa: 71 Prozent)

"Unsere Studie zeigt deutlich, dass Investmentfirmen sich an neue Rahmenbedingungen anpassen müssen. Vielfach bedeutet das, dass Unternehmen sich am Eintritt in ein neues Investmentzeitalter umfassend neu erfinden sollten", so Smith. "Vermögensverwaltung und -beratung muss jetzt den Beweis liefern, dass sie nicht aus Selbstzweck agiert, Anlegern einen wahren Mehrwert bieten kann und Vertrauen verdient. Darin liegt die Zukunft unseres Berufsstandes." (hw/ps)